Lichterloh – Auftritt in Vlotho
Auch wenn nicht gleich die ganze Welt kopf steht – manchmal sind es die lokalen, kleineren Aktionen, die etwas faszinierendes an sich haben.
An einem Freitag mitten im November zum Beispiel hatten die Läden in Vlotho bis in den späten Abend geöffnet. Viele originelle Aktionen zogen zahlreiche Besucher an. So wurden Kinder zum Beispiel zu einer kostenlosen Kuscheltier-Sprechstunde in eine Tierarztpraxis eingeladen…
Auf der Langen Straße führten Nele Buchholz und Pascal Kunz als „Lichterloh“ eine Show mit Akrobatik, Jonglage und Feuer auf. Sie zog mit ihrer Vielseitigkeit die Aufmerksamkeit der zahlreichen Besucher an.
Doch auch mit der Kamera machte es Spaß, ihre Performance zu verfolgen. Nicht ganz einfach: schnelle Bewegungselemente, schwer antizipierbar und dann noch bei geringem Umgebungslicht.
Mehr Licht?
Unsere Stadtverwaltung hat Teile der Innenstadt mit neuen LED-Leuchten ausgestattet. Und wie in vielen anderen Orten scheint eines der großen Einsparpotentiale neben der Energieeffizienz auch die geringere Ausleuchtung zu sein. Da wird aus meiner Sicht auf das ein oder andere Lumen verzichtet.
Die meisten Fotos halten sich belichtungstechnisch in einer Grenzregion auf. Und die ISO-Werte zwischen 4000, 8000 oder 12800 dürfen dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige der Bilder mit Rücksicht auf die Highlights deutlich unterbelichtet wurden – also in der Nachbearbeitung zusätzlich weitere 1-2 Blenden-/ISO-Werte hochgezogen wurden. So kann in den dunkleren Bildregionen aus einer Aufnahme-ISO von 6400 schnell effektive 25600 werden.
Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich das XF56mm (entspricht 90mm auf Kleinbild) nutzen wollte – mehr Details, mehr Nähe. Ohne eine interne Bildstabilisierung kommt man da mit einer Belichtungszeit von 1/250 sec schnell in das kameraspezifische Reich der Finsternis.
Bildstabilisierung hin oder her: da sich die Darsteller ziemlich schnell bewegten, wäre eine deutlich längere Belichtungszeit auch keine Alternative gewesen. Bei zuviel Aktion hilft auch kein Stabi mehr.
Entwickelt/bearbeitet wurden die Bilder (noch) in Adobe Lightroom mit der Acros+Y – Fuji-Emulation. Organisatorisch wollte ich noch bis zum Jahresende in der Adobe-Welt bleiben. Wahrscheinlich hat die 2017-stand-alone-Version von Lightroom nicht mehr viele Gemeinsamkeiten mit der aktuellen Abo-Version. Doch nach etwas Einarbeitung in Capture One merke ich, dass ich mich jetzt schon in C1 deutlich wohler fühle. Die Slider steuern feiner, filigraner und nicht so plump wie meine Adobe-Umgebung. Auch scheinen die Algoritmen der Entwicklung besser zu den RAWs der Fuji X-T2 zu passen.
Für Pixelverliebte sind das hier vielleicht eher Bilder 3. Klasse – vielleicht sollte die Bahn die „Bretterklasse“ demnächst extra für mich wieder einführen. Hätte ich verdient… für die Schärfe, das Rauschen. Aber ehrlich gesagt, sollen die Fotos mehr den Moment einfangen – die Stimmung, die Leidenschaft. Wen kümmert der Rest.
Das war natürlich nicht alles…
Auf einem Streifzug durch die Innenstadt gab es natürlich noch vieles andere zu sehen und zu erleben. Ein paar der kleinen Dinge konnte ich noch einfangen, die ich der Vollständigkeit hier noch zeigen möchte.
Was wäre eine Abendveranstaltung ohne musikalische Begleitung – wie hier durch die beiden Straßenmusikerinnen von a.mie.
Vergesst alles, was Ihr über Geier gelernt habt…
Immer wieder „attraktiv“ sind Stelzenläufer. Mit großen Kostümen und verlängerten Armen und Beinen haben sie gerade in der Dunkelheit einen besonderen Reiz. Geier auf der Suche nach „Gammelfleisch“ – ein netter Einfall.
Event-/social-Fotografie versus Landschaften?
Noch kurzer Themenwechsel: Ich weiss nicht, warum ich die Landschaftsfotografie aktuell so meide. Vielleicht fehlt mir der besondere Augenblick. Auch wenn er sicherlich da ist. Wenn die Sonne über dem Bodennebel aufgeht, wenn die warme abendliche Lichtstimmung alles in ein angenehmes Ambiente einfärbt. Aber manche Landschaftsbilder wirken auf mich zu zeitlos, zu sehr wiederholbar. Ja austauschbar. An Ende dieses Freitagabends freute ich mich wieder darüber, eine dieser einmaligen Aktionen in ein paar Bildern festgehalten zu haben. Es waren die besonderen Momente, die gelungenen Vorführungen, die es für mich so wert waren.
4 Gedanken zu “Wenn es dunkel wird in unserer Stadt”
Schöne Fotos und schöner Artikel, gefällt mir
Moin, Jürgen.
schöne Bilder sind das. Vor allem die im ersten Teil.
Und Leute, die Pixel zählen, konnten mir noch kein schönes Bild zeigen.:-)
Lieber Gruß von Kai
Hallo Kai,
wenn man alle bunten Pixel gleichberechtigt ordnet, dürfte es ein flächiges gleichmäßiges Grau erzeugen. Sowas ergibt aber für Bilder keinen Sinn. Die ungeordneten Pixel, die ungleichmäßig belichteten Filmstreifen sind das Ziel von Fotografie.
Ich merke bei Serien wie diesen aber auch, dass ich mich für Zeit/Blende/ISO kaum noch interessiere. Einfach nach jedem Objektivwechsel eine min. Belichtungszeit und feste (meist min.) Blende vorgewählt… und mich dann ausschliesslich auf Motiv und Hintergrund konzentriert. Ohne viel Licht gibt es da sowieso nicht viel Spielraum zum tricksen. Finde diese „Abkehr“ von Technik aber auch sehr befreiend.
Grüße an den Norden, Jürgen
Moin, Jürgen,
ich musste irgendwie an die zahlreichen Reviews denken, in denen sich die selbsternannten Experten über alles mögliche an Kameras und Objektiven in pseudo-wissenschaftlicher Art auslassen, irgendeinen banalen Schwachsinn aufnehmen und diese schlechte Aufnahme als Testbild heranziehen, Werkzeuge kritisieren oder hofieren, wovon sie, liest man hinter den Zeilen, schlicht keine Ahnung haben. (Das war mal ein langer Satz:-) ) Abgesehen davon dass ich mich wirklich frage, ob diese Tests echt sind, finde ich nirgendwo Bilder aus der Praxis.
Bei jemandem wie Dir aber eben schon, und da ist das ziemlich gleich, ob man im Moment der Aufnahme noch alle Parameter verinnerlicht. Aber man geht raus und entdeckt seine Umgebung, zeigt Offenheit. Ja, vielleicht kann man Fotografie als Offenheit interpretieren. Das mag ich. Habt einen schönen Start in den Advent.
Lieber Gruß
Kai