Meine Lieblingslinse
Die XF 18mm ist das wohl umstrittenste Objektiv aus der Fuji-Reihe. Hier ein paar Gründe dafür:
Sie ist vergleichsweise alt
Als Fuji mit der X-Serie startete, wurde es als eines der ersten mit herausgebracht. Man könnte meinen, sie hätten hier erst einmal etwas herumprobiert und Erfahrungen für spätere Objektive gesammelt. Vielleicht ist es aber auch ganz anders. Vielleicht ging am Anfang der Erfolgsserie die ganze jahrzehntelange Erfahrung geballt in die Entwicklung dieses Objektives ein.
Preis/Leistung
So ein leichtes Pancake wirkt eher wie ein kleines Plastikspielzeug aus einem Überraschungsei. Die äussere Linse wirkt ziemlich klein und flach eingebettet in die Frontseite. Das sieht nicht so lichtstark aus. Und da das Objektiv nur 116g wiegt, bekommt man nicht viel Masse für sein Geld. Ich denke, dass es im Vergleich zu dem XF35mmF1.4 auch etwas zu hoch im Preis gehandelt wird. Zumindest als Neupreis.
Randschärfe
Wer andere Primes aus der Fuji-X-Serie hat, der hat sehr, sehr hohe Ansprüche an die Schärfe bis in die letzte Ecke des Sensors. Das ist legitim und macht das ganze System qualitativ zur Meisterklasse. Das Pancake fällt hier etwas aus der Reihe. Es ist nicht wirklich schlecht, aber offenblendig sollte man Elemente, die das fertige Bild beherrschen sollen, nicht gerade am Rand aufnehmen.
Gegenlicht?
Bei dem 18mm sollte man meines Erachtens darauf achten, nicht mit zu kontrastreichen Gegenlichtsituationen zu arbeiten. Die Vergütung der Linsen scheint da etwas nachtragend zu sein. Da sind die anderen Objektive von Fuji deutlich besser dran.
Tja, und wenn wir schon mal dabei sind: Die Seitenlichtblende kann man mit einer Gummiabdeckung schliessen. Leider ist sie anscheinend nur dafür konstruiert, regelmäßig abzufallen.Aber dann sind wir aus meiner Sicht mit den negativen Punkten auch schon durch. Was ich an dem 18mm besonders mag:
ART-Style
Das ist vielleicht eine etwas steile These. Allgemein sind Objektive, die die Bezeichunung „ART“ beinhalten, aus zwei Gründen sehr exklusiv: Die Bilder haben einen einzigartigen Look. Sie haben eine sehr wohltuende Art, das Motiv abzubilden. Eine besondere Mischung aus Schärfe bei gleichzeitiger Weichheit. Dazu werden die Farben in einer Natürlichkeit wieder gegeben, wie sie bei rein technischem Verständnis als eher minderwertig gesehen würden. Halt „ART“.
Das 18mm hat für mich definitiv diesen Look. Am besten ist das vielleicht mit einem Gefühl von „analogem“ Bildausdruck zu beschreiben. Eine gewisse Wärme und leicht weiche Übergänge. Und das hat nichts mit Schärfe zu tun. Im mittleren Bereich ist die brilliant. Zu den Randbereichen nimmt sie wie sich anhand chromatischer Aberationen erkennen lässt, leider etwas ab. Doch ausser in der Landschaftsfotografie oder bei besonderen Architektur-Fotos sehe ich darin keinen Nachteil.
Und da sind wir beim zweiten Teil der ART-Objektive: Gross und ultrascharf bis in die letzte Spitze. Das ist dieses nicht. Aber mich stört es nicht. Wenn ich das benötige, dann nehme ich einfach eine adere Linse.
Klein aber oho
Gerade für Streetfotografie ist es hervorragend. Der passende Winkel mit 27mm (auf KB umgerechnet). Ich finde, dass es dem natürlichen Sichtwinkel am besten entspricht. Damit wird die Mitte etwas betont und bis in die Ränder bleibt genügend Bildsubstanz. Dazu ist es extrem unauffällig kurz und leise.
Naturaufnahmen
Ich bin öfter in der Natur unterwegs und versuche, möglichst wenig zu tragen. 116g Objektiv und die Fuji X-E2 sind leicht und vergleichsweise klein.
Lichtstark
Es mag nicht extrem klingen, doch offenblendig ist die Lichtstärke größer, als die kleine Öffnung vorne erkennen lässt. Für Ausflüge mit kleinem Gepäck nehme ich gern noch das 35mm/F1,4 in der Tasche mit. Denn wenn es richtig Nacht wird, kann man eine Alternative gebrauchen. Doch für die restliche Zeit ist es erstaunlich lichtstark.
Im Anschluss habe ich eine Sammlung von Bildern mit diesem Objektiv in den verschiedenen Exporten/Filmsimulationen zusammengestellt, wie sie in der jeweiligen Original-Sammlung vorkommen. Das mag etwas bunt und unterschiedlich aussehen, kann aber etwas mehr Aufschluss über meine Verwendung geben. Teilweise sind die Motive etwas freigestellt worden, jedoch nicht allzu viel.
3 Gedanken zu “Fujinon XF 18mmF2 R”
Hallo Jürgen!
Umstritten ist die Linse, weil das 18mm keine Bildfeldwölbung hat und gewohnte Methoden wie Focus/Recompose führen zu falsch fokussierten Ergebnissen. Bei offener Blende fällt das schnell auf. Das ist bei vielen nicht angekommen und erfordert eine Umstellung der Arbeitsweise. Das Maximum aus dem Objektiv bekommt man leider nicht mit Lightroom, da man die Korrektur nicht abschalten kann. Bei Iridient geht das und Landschaftsaufnahmen haben auch zu dem Rand keine Unschärfe. Die Verzeichnung fällt dann nicht so sehr auf.
Gruß aus Bad Salzuflen, Klaus.
Danke mit dem Tipp mit dem Focus/Recompose bei Offenblende – muss ich unbedingt für mich testen! Und was Lightroom und Fuji-X betrifft: Habe immer wieder den Eindruck, dass Adobe Fuji nicht mag. Was steckt da wohl hinter? Mit wachsendem Marktanteil von Fuji wird das aber m.E. zurzeit besser.
Exakt das ist aus meiner Sicht ein dicker Pluspunkt für spiegellose Systemkameras. Der AF ist in den Außenbereichen wegen der Kontrastmessung zwar vergleichsweise lahm, dafür aber 100%ig genau. Hier noch ein Link zur Ergänzung:
https://www.mhohner.de/newsitem2/recompose?lg=d