Eine 30-Tage-Trial-Version
Es lohnt sich, mal rechts und links von Adobe nach Alternativen zu schauen. Meine Lightroom-Version wird ja auch nicht jünger.
Ausserdem stört mich die – etwas komische, historisch bedingte – Trennung von Lightroom und Photoshop innerhalb der Adobe-Familie genauso sehr wie das Nutzen von Plugins. Warum startet man von Lightroom aus Programme wie SilverEffex? Leider sind die Plugin-Bearbeitungen dann anschliessend fixiert, kein Nachjustieren möglich.
Andere Programme differenzieren ihren Workflow nicht in verschiedene Programmbausteine – das Konzept finde ich deutlich schlüssiger. Exposure von Alien Skin arbeitet beispielsweise mit „Layern“ innerhalb des normalen Entwicklungsprozesses und jedes Layer kann man einzeln in seiner Gewichtung einstellen. In Lightroom/Photoshop muss man da hin und her eiern.
Exposure X4 als Plugin
Ich fange erst einmal mit dem „netten“ Teil an… (der bei mir gut funktionierte)
Startet man aus Lightroom heraus ein Tiff zur Bearbeitung in Exposure, so kann man das Potential aus dem Hauses Alien Skin ausprobieren. Das Programm ist übersichtlich strukturiert und als Adobe-Nutzer findet man vieles an ähnlichem Platz.
Nach den Erfahrungen der letzten Wochen finde ich dieses Plugin sehr praktisch. Gerade im Bereich der b&w-Presets. Im letzten Beitrag über das Argillus-Quartett kann man das vielleicht etwas nachvollziehen.
Exposure X4 als Stand-alone-Version
Zu Beginn die große Enttäuschung
Zur Hardware: Ich nutze einen aktuellen zügigen PC mit Windows 10-professionell.
Gleich zu Beginn öffne ich etwas zu euphorisch in Exposure X4 ein Verzeichnis mit vielleicht 300+ Fuji-Raws – ein großer Fehler, wie sich später herausstellt. Dann braucht es viele Minuten, bevor alle Vorschaubilder angezeigt werden.
Möchte ich eines bearbeiten, vergeht wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis das angeklickte Werkzeug arbeitsbereit ist. Ausgereizter Arbeitsspeicher oder ausgelagerte Dateien scheinen hier alles zu verzögern.
Immer wieder dreht sich zwischendurch so eine kleine Standard „Maus-Uhr“ oder zur Abwechselung die offizielle Rendering-Uhr.
Habe ich das Fotomotiv dann mit viel Geduld freigestellt und Helligkeit und Lichtfarbe verändert, springt die Ansicht auf den Startpunkt zurück und die gesamte Bearbeitungshistorie ist gelöscht. Und das mehrfach! 3x, 4x, 5x… .
Manchmal geht es etwas weiter, aber das macht so für mich keinen Sinn.
War das Verzeichnis zu groß?
Für einen (neuen) Geschwindigkeitsversuch gehe ich anders vor: ich lade 1 (in Worten: eins) Fuji-RAW in ein Extraverzeichnis (auf eingebauter SSD) und steuer mit Exposure dorthin. Perfekt! Schnell! Klasse! Es macht richtig Spaß, damit zu arbeiten! So wie es bereits im Versuch mit Exposure X4 als Plugin funktionierte. Na ja, ist halt nur eine Testumgebung.
Dritter Versuch: Verzeichnis mit 50 RAWs… Geht auch sehr gut. Erleichterung! Aber vielleicht zu früh gefreut…
Vierter Versuch: nur 20 RAWs im Verzeichnis. Allerdings stellt sich die bereits erfolgte Bearbeitung schon wieder mal nach einem, mal nach mehrere Schritten selbstständig zurück. Frust. Später sehe ich, dass es im Menü-Bereich „Window“ einen „background activity tracker“ gibt. Auch mit der Option, Fehler zu melden. Vielleicht wird Exposure da in Kürze schlauer. Vielleicht.
Vergleich der Exporte
Es ist schwer, Ergebnisse von Exposure X4 und Adobe Lightroom zu vergleichen. Welche Filmemulation, geschärft? etc… Ich bin da auch kein Experte.
Im Sommer hielt ich mal die Kamera in die Luft und fand das Wipfelfoto ganz brauchbar. Es hört sich zwar etwas doof an, aber am liebsten hätte ich in den Blättern noch mehr Detailstruktur.
Mit „nur“ 24 Megapixeln haben Details aber auch rechnerisch ihre Grenze! Trotzdem fand ich das Exposure-Ergebnis auch sehr brauchbar, wenn nicht noch etwas besser als aus Lightroom heraus. Fairerweise hat das bei dem Export auch immer wieder mit dem „Detail-“ oder „Nachschärfen“ zu tun. Habe das bei beiden Programmen Richtung null gestellt, aber wer weiss…
Wie geht es weiter?
Mein Fazit: Als Plugin würde ich Exposure X4 gern weiter nutzen. Aber lohnt sich das bei dem Preis?
Als Ablösung für Lightroom funktioniert es mir noch nicht gut genug. Stellt Euch vor, ihr kommt mit ein paar hundert Bildern irgendwo her. Und habt Zuhause ein Programm, dass diese Menge nicht verarbeiten kann. Für mich ein „no go“. Ich bin nicht ganz sicher, ob es vielleicht die Gesamtkonstruktion von Exposure ist, die alles verlangsamt – oder nur mein PC.
Ganz unverständlich ist für mich das unerwartete plötzliche Zurücksetzen aller Bearbeitungsschritte. Kann ich nicht akzeptieren. Ich vermute, dass hier nur ein kleiner Programmierfehler vorliegt. Aber er liegt (noch) vor.
Einen Test der Sammlungen-Funktion werde ich mir ersparen, da die erwähnten Probleme zu gravierend für mich sind. Ein wenig damit herumspielen werde ich aber weiterhin – die 30 Tage der Testversion sind noch nicht um.
Katolog migrieren ist eine Einbahnstraße
Wer seinen Lightroom-Katalog zu einem anderen Programm migriert, legt sich fest. Man muss sich im Klaren sein, dass die anschliessenden Bearbeitungen und Ergänzungen nur in dem neuen Produkt bleiben. Ein Programm zum Katalogwechsel Programm XY zu LR oder auch jedem anderen wird es wohl kaum geben. Startpunkt wäre dann immer noch der „alte“ LR-Katalog vor dem Wechsel, bei dem dann so einiges neues fehlt. Deshalb sollte ein solcher Schritt gut überlegt sein.
Focus auf Inhalte und Aufnahme
Eines hat die „alte“ nicht mehr mit Updates gefütterte Adobe-Version geschafft: Nachbearbeitung ist wichtig, aber recht statisch geworden. Aber das feier ich irgendwie auch. Ich kann mich darauf konzentrieren, bei allen Faktoren während der Aufnahme besser zu werden. Bildinhalt, Bildaufbau, Licht, Belichtung, Zeitpunkt etc. . Da spielt die Musik!
Probiert es einfach mal aus!
Haben alle Nutzer diese Probleme (Windows/MAC) ? Keine Ahnung, kann ich mir nicht vorstellen. Ich finde, ihr solltet das Programm selbst ausprobieren. 30 Tage gratis. Ein Stück Erfahrung ausserhalb der Adobe-Welt sammeln ist immer gut. Und ein wenig die ausgetretenen Bearbeitungspfade verlassen. Wenn man immer nur im Adobe-Universum bleibt, wird irgendwann der Graben zu tief, den man hin zu einem anderen, vielleicht besseren Produkt überwinden müsste.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, den Weg von Alien Skins Exposure X4 und Nachfolger weiter im Auge zu behalten.
Weitere Favoriten sind für mich zurzeit Capture 1 (beste Fuji-affine Alternative aber vielleicht die nächste Abo-Falle?) oder on1 photo raw. On1 wird in seiner 30-Tage-Versuchsversion wohl die nächste Alternative sein, die ich mir unter die Lupe nehme.
Man muss auf jeden Fall als Nutzer einer alten Adobe-Lightroom Einzelplatzversion nicht vor Veränderungen zittern. Man kann – neben der Abo-Falle – auch zu anderen Systemen wechseln. Später…
2 Gedanken zu “Exposure X4 kann noch besser werden”
Vielen Dank für Dein Test, ich hatte mir damals die erste Version von Exposure X angeschaut und die RAW-Unterstützung für Fuji reichte mir nicht. Zum Glück gibt es jetzt eine weitere Alternative, Capture One. Dank Fujis Unterstützung ist die Express-Version kostenlos.
Manchmal zweifel ich an den lauteren Geschäftspraktiken von Capture One aber auch etwas. Ich finde, dass sie bei der (Gratis-) Fuji-Version für mich wesentliches weg gelassen haben. So nach dem Motto: gratis anfixen und dann wechseln lassen. C1 ist aber eindeutig die gute Nummer 2 im Geschäft und eine klasse Alternative. Frohes Fest!