Grüner September in Schottland

nurXso: Wie sieht es Mitte September in den Highlands von Schottland aus?

 

Steffen Böttchers „Stilpirat“-Seite suche ich immer wieder mal auf. Ich mag die Art, wie er seine Menschen oder Objekte auch ausserhalb der klassischen Kompositionsregeln in Szene setzt – auch mal gern unscharf. Auch schafft er es, Landschaften und Szenen ohne einen „Haltepunkt“ zu einem Kunstwerk werden zu lassen. Das kann nicht jeder.

Und: Wow! Er war in Schottland – oder ist vielleicht sogar noch da. Fast zur selben Zeit. Viele gleiche Orte! Und wie immer: richtig gute Bilder. Klasse!

 

Realitycheck

Irgendwie hat doch jede und jeder ein Bild, wie sie oder er die schottischen Highlands sehen will. Auch wenn man selbst noch nie da war. Das besondere Licht, endlose Natur, schroffe Landschaften. Wir spielen hier mit unseren Emotionen und Sehnsüchten. Wie wärs zum Beispiel mit so etwas:

 

Buachaille Etive Mor - Schottland
Haus am Buachaille Etive Mor – Schottland

 

Doch dieses Bild trügt, denn es entspricht nicht der Realität! Wer jetzt sehnsüchtig durch Urlaubs- und Flugportale blättert, um kurzfristig noch dorthin zu gelangen, muss wissen:

Mitte September ist dieser Teil Schottlands weitestgehend GRÜN! Ich kenne das Land nicht gut genug, um Empfehlungen für Herbst und Winter auszusprechen, aber ohne irgendwelche Anpassungen sieht das Fuji-RAW dieser Aufnahme bei wolkenverhangenem Himmel in der direkten Entwicklung so aus:

 

Buachaille Etive Mor - Schottland
Haus am Buachaille Etive Mor – Schottland

 

O.K, das ist ein Fuji-RAW und die bei Fuji übertreiben etwas mit grün. Ausserdem habe ich beim Fotografieren mehr Struktur in den Wolken gesehen, als ich anschliessend auf dem Bild wieder fand. Wind, Feuchtigkeit und herbstlicher Duft spiegelt sich da auch nicht genügend wieder. Ein bisschen Anpassung an das selbst erlebte könnte nicht schaden. Hatte ich auch in den letzten beiden Blog-Einträgen so gemacht.

Man muss sich ja auch fragen, ob es überhaupt unverfälschte Fotografien gibt. Richtig „neutral“ geht es selbst beim analogen Film nicht. Die Wahl des Films und die Kamera, dazu die Ausbelichtung…. . Egal, wie groß die Sucht nach Authentizität ist – auch hier wird zwangläufig ein persönliches Abbild geschaffen. Immer.

Fotografie als Kunstform

Spätestens sei Instagram wird die Manipulation von Bildern aber nicht mehr als Kunstwerk, sondern als „scheinbare“ Wirklichkeit dargestellt. Man bemüht sich, anderen das Bild als persönliche Alltagsrealität zu vermitteln (so ein bisschen „Neidfaktor“ ist bestimmt auch dabei). Und wir als Betrachter filtern hier nicht. Wir glauben unseren Augen manchmal mehr als unserem Verstand!

 

Blauer Himmel und Sonnenschein über Edinburgh

 

Für mich stellt sich aber die Frage, was wir beim Betrachter anrichten, wenn wir eigenes Kunstwerk so in den Raum stellen, als wäre ein Abbild der Realität. Wird die Erwartung an die Landschaft zu hoch geschraubt?

Deshalb nur mal kurz: Schottische Highlands sind im September ziemlich GRÜN!

Und für Leute, die bis hier unten gelesen haben: auf den oberen Bildern ist rechts unten ein Trampelpfad zu sehen. Warum? Weil es an den Leitplanken auf der daneben führenden Hauptverbindungsstraße über den Pass zwischen den Pkw, Lastwagen und Reisebussen zu gefährlich ist. Also so wirklich einsam und verlassen war die Gegend nicht. Aber gleichzeitig so schön!

 

 

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