Was heisst hier „analog“?

AAA – AAD – ADD – DDD

 

nurxso… über das Mischen von analogem und digitalem

Einen Kleinbildfilm in die alte Kamera einlegen, spannen, auslösen, weitertransportieren. Die Langsamkeit geniessen, das Geräusch des Auslösers feiern. Schon nach 24 oder 36 Aufnahmen alles beenden. Und voller Spannung einige Tage auf das Ergebnis warten.. .

Beispiele aus der noch rein analogen Fotografie der 1980er – selbst entwickelt und vergrößert

Die Prints zeigen dann einen einzigartigen Look. Das sanfte bis schroffe Filmkorn zeichnet die Details ganz anders als digitale Körnungsversuche.

Doch was passiert dann meistens?

Ab in den Scanner! Während der Aufnahmeprozess als prädigitaler Vorgang gefeiert wird, kommt das fertige Negativ oder Dia dann in den Digitalisierungsapparat. Für die meisten Menschen – so sie nicht in Dunkelkammern ihr lichtempfindliches Fotopapier ausbelichten  – endet hier das archaische Fotozeitalter.

Es ist ja auch praktisch. Man kann es anschliessend mit seinem Fotodrucker selbst ausdrucken oder mit Freunden teilen. Pragmatisch und sinnvoll. Es ist definitiv aber KEIN vollständig analoges Bild mehr! Sorry!

 

Was für eine Ordnung – Dias in einer Kasette von Liesegang

 

AAD, ADD oder DDD

Kennt noch jemand die Bezeichnungen auf den alten Musik-CDs? Dort gab es auf der Rückseite eine Info über den Verlauf des Signalprozesses.

Wäre es nicht sinnvoll, seine auf Film entstandenen Motive, die eingescannt wurden, nach diesem Muster auszuweisen?

1. Buchstabe Erstellung durch Film- oder Digitalkamera

2. Buchstabe Bearbeitung durch Hilfsmittel der Filmchemie (Art Entwickler etc./Einscannen nach analoger Vergrößerung) oder digitales Fotobearbeitungsprogramm

3. Buchstabe Ausgabe als Print oder ein digitales Format

 

Und wie stehen wir dazu, wenn wir aus digitalem analoges herstellen?

Wenn man die Buchstabenkombinationen betrachtet, fehlt noch mein persönlicher Favorit: DDA! (diese Kombi konnte nie auf einer CD stehen!)

Gemütlich draussen bei einer Tasse Kaffee sitzen, das Fotobuch in die Hand nehmen und genüsslich die Seiten umblättern. Ein haptische Tätigkeit ohne jegliches Flimmern eines Bildschirm. Es entsteht – mit digitalem Vorverfahren incl. Aufnahme – ein analoges Produkt.

 

Ein paar Fotobücher, die in diesem Jahr enstanden

Für mich als Betrachter, also als Adressat der Bilder, wird das Produkt HIER zu einer analogen Erfahrung. Während also der Fotograf sich und den Negativfilm feiert, erlebt der Betrachter von Prints erst an dieser Stelle seinen persönlichen analogen Moment.

Warum sonst gehen wir so gern in Fotoausstellungen? Weil es eine analoge Betrachtung ist, für die wir Wege und Eintrittspreise gern in Kauf nehmen. Und ganz egal, ob ADA oder DDA  enstanden.

Ehrliche Differenzierung

Ich würde mich freuen, wenn wir uns alternativ zu dem simplen „analog oder digital“ ein feineres Unterscheidungssystem angewöhnen würden. Denn die Wirklichkeit ist auch nicht so eindeutig, wie die einfachen Begriffe vortäuschen.

Vielleicht auch nicht durch diese Buchstabenkombinationen. Alternativen wären zum Beispiel „voll analog“ oder „digitalisiertes Analog“, auch wenn sich das viel zu kompliziert anhört. Es wäre aber ehrlicher.

 

 

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4 Gedanken zu “Was heisst hier „analog“?”