Von Edinburgh nach Inverness
Drei Tage durch die Highlands Schottlands – so lautete unser Plan. Diese Zeit reicht sicher nicht, ein Land von dieser Größe, dieser grandiosen Naturvielfalt und einer so langen Geschichte genau kennen zu lernen. Einen ersten Eindruck konnten wir jedoch gewinnen.
Wo beginnen die Highlands eigentlich? Als wir von Edinburgh aus nordwärts starteten, wirkte es eher wie das Nordlippische Bergland. Und auf dem Rückweg hätte man Loch Lomond auch als Möhnesee im Sauerland ausgeben können. Offiziell gehört diese Region zwar zu den Highlands, doch überrascht es mich nicht, dass die „Verwaltungsregion“ der Highlands wesentlich nordwestlicher beginnt.
Inverness
Knapp 50.000 Menschen wohnen in dieser Stadt und ist in dieser Gegend damit schon die Größte, so eine Art „hotspot“.
Inverness Castle, das an viele schottische und englische Persönlichkeiten erinnern sollte, ist leider lediglich ein vitorianisches Schloss aus dem 19. Jahrhundert. Mit der Burg, die William Shakespeare als geschichtsträchtiger Ort in sein Werk verarbeitete, hat diese allerdings nichts mehr zu tun.
Glücklicherweise fand ich ein Programmheft des neuen „FLOW Photofest“, das sich Fotografen/innen, die im Norden leben und arbeiten widmet. Unter dem Motto „People and Place“ gab es an mehreren Stellen des Ortes spannende Installationen und Sammlungen zu entdecken.
Abends lädt Inverness dazu ein, am Fluß „Ness“ entlang zu bummeln. Nördlich kommt man Richtung Meer und zum Endstück des Caledonian Canals.
Entlang der Great Glen Falt von Inverness nach Glencoe
Loch an Loch – und das nicht auf, sondern neben der Straße. Mit Great Glen Falt wird ein Spalt bezeichnet, der sich durch das Land zieht und dabei mehrere Seen entstehen ließ. Am bekanntesten ist sicher das Loch Ness. Ich weiss nicht, wer hier auf die Idee kam, ein Seeungeheuer zu vermuten. Aus heutiger Sicht kann man das nur als excellenteste Marketing-Strategie loben.
Wanderung am Ben Nevis
Der Ben Nevis ist mit 1345m der höchste Berg Schottlands und sogar Groß Britanniens. Und er war am Tag unseres Besuches sogar so hoch, dass er ständig in den Wolken verschwunden war. Nach den vielen gemeinsamen Exkursionen von Claus und mir in den Alpen wussten wir es beide schon: wenn man eine Bergspitze nicht von unten sehen kann, dann hat man auch von dort oben keinen brauchbaren Blick herunter. Schlimmstenfalls führt dichter Nebel sogar dazu, dass man sich nur noch mit seinem Navigationssystem dort oben zurecht findet.
Wir entschieden uns für die deutlich bessere Alternative: einer Wanderung im Tal des Glen Nevis hoch zu den Wasserfällen. Hier ein paar Bildeindrücke:
Ein Abstecher zum Glenfinnan Viaduct
Wir haben gelernt: Nessie ist das beste Marketinginstrument für Loch Ness. Und Harry Potters Hogwarts-Express setzt den Glenfinnan Viaduct in Szene.
Naturgemäß schaut man als Fotograf dann auch in die andere Richtung und sieht ein malerisch gelegenes Loch. Das Denkmal am Wasser sieht von weitem allerdings deutlich malerischer aus als aus der Nähe.
Nach Loch Ness, mehreren Stunden Wanderung und dem Glenfinnan Viaduct freuten wir uns, die Abendstimmung am Loch Linnhe direkt an unserem Hotel zu geniessen.
Über die Passstraße Richtung Stirling und zurück nach Edinburgh
Loch Lomond und nicht der Möhnesee. Die Autos fahren auf der linken Straßenseite, die Menschen sprechen in einer anderen Sprache und es wird in Pfund und nicht in Euro bezahlt. Sorry, aber gerade in dieser Gegend war es für mich schwer, große Unterschiede zu heimatlicheren Regionen zu finden.
Outlander – und das passende Castle dazu. Das Doune Castle und Nachbauten des Interieurs bildeten die Kulisse für Teile der Outlander-Verfilmung. Und wer diese Filme noch nicht gesehen hatte, konnte sich damit vertrösten, dass auch Monty Python hier in den 1970er drehte.
Zuück nach Edinburgh und Abflug
…und ein Blick aus dem Flugzeug. Unter uns Holland mit der schnurgeraden Linie des Ijsselmeer-Damms. Hier bin ich vor ein paar Monaten mit dem Fahrrad lang gefahren. So schliesst sich der Kreis.
Und jetzt: unbedingt mal bei dem Blogbeitrag von Claus Sassenberg unserer gemeinsamen Reise vorbei schauen. – mit der digitalen LEICA M10 und der analogen M6 im Gepäck. Es lohnt sich!
5 Gedanken zu “Schottland – die Highlands”
Die Bilder machen direkt Lust auf meinen bevorstehenden Urlaub in Schottland. Nachdem ich im letzten Jahr nahezu deine Route gefahren bin, geht’s diesmal die Ostküste entlang in den hohen Norden. Vorfreude ist doch die schönste Freude. 🙂
Gruß!
Hallo Michel,
hätte ja eigentlich keine Kamera mehr mitnehmen müssen. Die guten Bilder von „unseren“ Reisezielen hast Du ja letztes Jahr schon gemacht 😉 . Viel Spaß bei der Tour an der Ostküste hoch. Gute Entscheidung!
Jürgen
So ganz anders als der Beitrag von Claus, aber nicht weniger spannend. Solche Blogs sind doch einfach mehr fürs Herz als alle Hochglanzbroschüren und Image-Auftritte. Ich beneide Euch für diese Eindrücke, bin in Demut ein wenig neidisch, nicht dabei gewesen zu sein.
Herzlichen Dank, wenigstens auf diesem Wege teilhaben zu dürfen.
Liebe Grüße
Kai
Hallo Kai,
wer einen Blog betreibt, weiss, dass er darin auch viel über sich selbst preisgibt. Claus und ich hatten sich bewusst nicht blog-technisch abgesprochen. Eine Reise – verschiedene Schwerpunkte und Blickwinkel. Erfrischend!
Die Fahrt war klasse und ich denke, dass wir immer wieder die eigene Umgebung und Komfortzone verlassen sollten. Deshalb versuche ich in meinem Blog zum reisen und erleben aufzufordern. Dann gewinnen wir auch wieder den Blick dafür, dass viel wesentliches für unser eigenes Leben direkt vor unserer Haustür stattfindet.
Unabhängige private Blogs sollte mE einen guten Gegenpol zu falschen, gesponserten Erwartungen darstellen (z.B. bei Fotoequipment siehe Nasim Mansurov). Bei der Reisefotografie merke ich selbst, dass man da aufpassen muss.
Auch Schleswig-Holstein ist schön!
Jürgen
Jürgen, wohl war.
Derzeit ist man in einem kleinen Tourismusverein sichtlich bemüht, dass ich meinen Text zu einem See umschreibe. Der durchaus kritische Verweis mit dem Aufzeigen möglicher Alternativen ist dort übel aufgestoßen. Aber- ich war schon als Kind sehr stur.
Ich habe ja auf meine Art die ganzen bezahlten Vergleichstests aufs Korn genommen, versteht aber auch nicht jeder. http://weites.land/neuer-crashtest-fuer-kameras-fuji-faellt-durch/
Ich hoffe, Dir als Fuji-Nutzer tuts nicht zu doll weh 🙂
Ein Experiment, die Wirklichkeit abzubilden, habe ich einmal versucht und das mit durchaus spannendem Ergebnis. Ich war selbst überrascht.
http://weites.land/motive-wie-sie-wirklich-sind/
Das Reisen ist ein riesiges Geschenk für alle, die es können. Und unser kleiner, nun 16 Monate alter Wurm hat schon drei Reisen nach Skandinavien mitbekommen, die erste führte mit 10 Wochen ins nördliche Mittelschweden, Camping im Bulli. Mittlerweile stellt sie sich schon selbst an die Haustür und will nur noch raus:-)
Liebe Grüße
Kai