Über grosse Steine und die Querung des 52. Breitengrades
Wer, wo, was – wandern auf dem Ith
Der Ith zieht sich sich als ganz schmaler Bergrücken in der Nähe von Hameln an der Weser entlang. Während sich Höhenzüge wie der Deister oder Süntel mit eher ovalem Format prima für Rundwege eigenen, gibt es – so ich das so sagen darf – auf dem Ith genau einen Weg, der etwas ausserordentlich ist: der Kammweg.
Aber dieser Kammweg ist schon etwas besonderes in unserer Region. Bizarre Felsen und Felsabhänge erinnern an ähnliche Strukturen im Elbsandsteingebirge. Passenderweise scheint das Vokabular zu ihrer Benennung auch aus der selben Kiste oder Epoche zu stammen. So Namen wie „Mönchstein“, „Adam und Eva“, „Teufelsküche“, „Kamel“, „Krötenkopf“ oder „Lauensteiner Kopf“ würden genauso an die Elbe passen.
Idee zur Routenplanung
Ich traf mehrere Wanderer, die – dieser Struktur geschuldet – Teile des Kammweges hin- und wieder zurück zum Ausgangspunkt gingen. Um dem zu entgehen, stellte ich morgens ein Fahrrad in Capellenhagen am Südzipfel des Iths ab und fuhr zum Startpunkt der Wanderung nach Coppenbrügge im Norden zurück. So konnte ich nach 25 km auf dem Kamm nachmittags auf das Fahrrad umsteigen und bequem zum Auto zurück radeln – Tendenz: bergab! Vielleicht eine Idee, die Euch bei der Tourenplanung auch in anderen Gebieten nutzen kann.
Alternativ kann man den Ith-Hils-Rundweg auch als mehrtägige Wanderung erleben.
Die 14mm-Perspektive (21mm-KB)
Und hier kommen wir zum eigentlichen Punkt dieser Serie. Der Wald war noch ziemlich dicht belaubt. Neben der teilweise sehr schmalen und naturbelassenen Wegführung lockt die Gegend mit große Steinformationen.
Das 14mm von Fuji gehört ja zu den ältesten Linsen im Programm. Meins habe ich auch schon vor über fünf Jahren erworben. Durch die F2.8 ist es in der Lichtstärke und Freistellung etwas begrenzt. Inzwischen habe ich es bei Veranstaltungen fast immer dabei, doch nutze eher das 18mm/f2 oder das 16mm/f1.4. Die Brennweite ist dann etwas neutraler und der Lichtdurchlass größer.
Aber auf dem Ith, da konnte es endlich mal wieder seine Qualitäten zeigen. Große Steinblöcke, die mitten im Laubwald stehen, sind schnell hinter Blättern verschwunden, wenn man sich zu weit von ihnen entfernen (muss). Als das Objektiv erst einmal am Body war, habe ich es praktisch nicht mehr ausgetauscht.
Weil es so schön war, hier einfach noch ein paar Bilder:
Kletterregion
Im Netz lese ich , dass die Ith-Region mit seinen 200 Felsen das drittgrößte Klettergebiet Deutschlands sein soll. Wenn das mal so stimmt… . Einer der dazu nötigen „Kunstgriffe“ der Statistik wäre es auf jeden Fall, die Alpen als nur eine Region zu zählen. Nur so kann man auf Platz 3 landen.
Schaut aber einfach mal selber beim Alpenverein – und dann oben weiter zum Bereich Weser-Leine-Bergland (Witzig für mich auch, dass die Übersichtskarte von Deutschland nördlich bei Hannover aufhört – macht Sinn!)
Bei den vielen Namen der einzelnen Felsen könnt Ihr verstehen, dass ich selbst bei den paar Bildern der Wanderung nicht mehr genau wusste, wie der entsprechende Felsbrocken hieß.
Die kleinen Dinge am Wegesrand
Über die Jahre hatte ich auch den Nahbereich des Objektives etwas aus den Augen verloren. Hier ein paar Beispiele dafür, dass das etwas zu Unrecht war. Natürlich ist das 14mm kein echtes Macroobjektiv. Für mich war es aber wieder spannend, wie viel Hintergrund durch den weiten Winkel hinter das eigentliche Objekt passte.
Erfolgreich über den 52. Breitengrad
Was haben der Henley Harbour in Neufundland, der Kwatna Peak in British Columbia , der Südteil des Baikalsees und der Ith gemeinsam? Sie liegen alle am 52. Breitengrad bzw. werden durch ihn durchschnitten.Mir fällt dabei wieder auf, wie weit nördlich wir auf der Weltkugel liegen und nur durch den Golfstrom in einer so moderaten Klimazone leben.
Es ist auch sehr erhebend, mitten im Weserbergland sich mit so ausgefallenen Orten auf der Welt auf einer Linie zu bewegen. Und auf seiner Tageswanderung den 52. Breitengrad zu ÜBERQUEREN!
Gartenzwerge befreien ist auch keine Lösung
Ok. Nach so vielen Pilzen zum Schluss noch etwas anderes. Ich hatte ja schon oft davon gehört, dass es Menschen gibt, die meinen, man müsse Gartenzwerge „befreien“. Sie entwenden dazu Exemplare aus irgendwelchen spießigen Vorgärten und bringen sie in Wald- oder anderen Naturgebieten.
Sollte das im folgenden Fall auch so gewesen sein, so ist ihnen die „Resozialisierung“ dieses Exemplares augenscheinlich nicht geglückt.
2 Gedanken zu “Ith´s Weitwinkelzeit”
Moin, Jürgen.
Das macht Lust auf Wandern. Unser Kleiner war heute zum ersten Mal in der Kiepe, das lässt hoffen. Endlich wieder beide Hände frei zum Fotografieren:-)
Bei Deinen Bildern bin ich einwenig hin und her gerissen. Ich bin ja neidisch bei einem 18 oder 21mm Winkel bei Architektur, (14mm müssten 21mm bei Kleinbild /Vollformat sein), oder wenn Steine eines Bachlaufes im Vordergrund groß abgebildet sein sollen, bei einem Waldspaziergang wäre ich jetzt nicht darauf gekommen. Zugegeben, ich habe ewig kein solches Weitwinkelobjektiv mehr 🙂
Das zweite Bild finde ich ziemlich gut.
Bei „Donald Duck“ hätte ich glaube ich mit dem extremen Weitwinkel den rechten liegenden Ast / Stamm extrem in den Vordergrund geholt, bei durchgehender Schärfe.
Bei „Adam und Eva“ hätte ich mich mit diesem Objektiv vielleicht auf den Boden gelegt, um die Felsen völlig dominierend und dramatisch darzustellen, vielleicht in schwarz-weiß.
Die Nahaufnahmen find eich ziemlich toll. Vor allem die beiden Pilze auf dem mit Moos bewachsenen modrigen Stamm.
Aber was mich bei diesem Objektiv im Nahbereich abschreckt (Geschmacksache), ist das Bokeh. Meine Augen wandern da schnell vom eigentlichen Motiv zu den unscharfen Kreisen. Währe spannend zu wissen, wie sich hier die längeren Brennweiten von Fuji verhalten.
Dass die Gartenzwerge vom Aussterben bedroht sind, habe ich mir ja schon gedacht. Sie sind ja kaum noch in geschützten Kulturlandschaften anzutreffen. Aber dass sie so rücksichtslos um die Ecke bzw. um den Baum gebracht werden, das bekomm ich fast eine Scherbe Mitleid….:-) Aber abgesehen von diesen Grausamkeiten ist das Weserbergland schon ziemlich toll 🙂
Lieber Gruß aus dem Norden
Kai
Hallo Kai,
die meisten Fotos entstanden schnell in den kurzen Augenblicken zwischen Regen- und Gewitterschauern. So entging diesem Beitrag auch ein Panoramafoto vom Ithturm herab. Und die 25km mit einigen Höhenmetern wollten ja auch mit ausreichender Muße gewandert sein. Ich denke, dass man an einem sonnigen Herbsttag mit entsprechender Laubfärbung und einer großen Tüte voll Zeit auch bessere Ergebnisse erzielt. Aber – mal abgesehen von den Bildern – waren mir zwei Dinge wichtig:
Mir fiel auf, dass das alte 14mm (21mm auf Kleinbild) nicht mehr oft und genügend gewürdigt wird. Stattdessen gibt es zu Fuji eher Beiträge mit dem 1 Jahr altem Extremweitwinkelzoom XF8-16mmF2.8 …für fast 2000€! Und beide haben ja eine identische max. Blendenöffnung von 2.8.
Und dann ist da ja noch das Wandern im Ith… . Fast alle in unserer Region haben schon mal vom Ith gehört – aber mehr auch nicht. Da kann es interessant sein, von seiner ersten(!) Wanderung dort zu berichten.
…ein sw-Bild zu Füßen von Adam und Eva habe ich oben in den Beitrag mal nachträglich eingefügt. Dank Klappdisplay der Fuji auch ohne sich im Dreck zu sulen 😉
Grüß mir die Küste
Jürgen