nurXso: Was ich durch meine Amazon-Kontolöschung über Abhängigkeit gelernt habe
Mal so einfach Konten aufräumen
Habt Ihr das auch schon mal gemacht? Ein Konto bei einem Online-Versender abmelden, wenn Ihr es schon lange nicht mehr gebraucht habt? Ich merkte, dass ich bei Amazon schon sehr lange nichts mehr bestellt hatte und dachte: Zeit zum Aufräumen – und wenn sich die Dinge ändern, kann man sich ja immer noch wieder anmelden.
Für alles gibt es ja im Netz Hilfe. Und so fand ich heraus, dass man sein Konto dort nicht einfach löschen oder abmelden kann. Unendliche „Button“ zum bestellen, aber keinen zum „Abmelden“. Geht nur per Dialog.
Bin ich schon abhängig?
Erst als ich eine Mail auf meine Anfrage von Amazon erhielt, welche Konsequenzen eine Auflösung meines Kunden-Kontos haben könnte, wurde mir bewusst, wie groß die Gefahr ist. Ein Auszug:
Mit der Schließung Ihres Kundenkontos gehen folgende Prozesse einher (sofern Sie die entsprechenden Konten eingerichtet haben):
– Schließung der Kundenkonten bei Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.com, Amazon.fr, Amazon.it, Amazon.es, Amazon.ca sowie bei Audible.de (inklusive der dort erworbenen Hörbücher)
– Löschung Ihres Amazon Wunschzettels und anderer angelegter Listen sowie des Bereichs „Mein Konto“ und Ihres Kundenprofils
– Rezensionen, Diskussionsbeiträge und Kundenbilder können nicht mehr bearbeitet werden (Falls von Ihnen ausdrücklich bei Ihrer Rückmeldung gewünscht, werden diese gelöscht oder anonymisiert)
– Kündigung aller Abonnements (Prime, Spar-Abo, Amazon Drive, Prime Video, etc.)
– Zugriff auf Inhalte von Kindle, Amazon Video, Amazon Drive, Cloud Player und Amazon Appstore ist nicht mehr möglich
– Amazon Geräte wie Echo, Kindle, Fire, Fire TV, Fire Phone sind nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nutzbar
– Deaktivierung Ihres Zugangs zu Author Central und der damit zusammenhängenden Autoren-Seite
– Schließung Ihres Kindle Direct Publishing Kontos
– Schließung Ihres Verkäuferkontos für Amazon.de Marketplace
– Schließung Ihres Kontos beim Amazon.de Partnerprogramm
– Deaktivierung der Zahlungsmöglichkeit über Amazon Pay – dies gilt für alle Websites, die Amazon Pay einsetzen
Mal ein Kindle erworben oder geschenkt bekommen und Bücher drauf? Zugriff nicht mehr möglich! Ein Echo im Haus? Tonne auf, Echo rein, Tonne zu! (da gehört er m.E. sowieso hin) Amazon Drive genutzt? Alle diese Dinge binden uns – ob gewollt oder nicht – an diesen Online-Riesen. Und ich möchte wetten, dass diese Liste mit jeder Neuentwicklung länger und länger wird.
Ich hatte Glück und musste mich von nichts verabschieden. Ende.
Und was heisst das für meine Beziehung zu Adobe Lightroom „classic“ oder „CC“?
(Nur noch Abo-Modell und keine normale Softwarelizenz)
Ich glaube, das wird mit uns beiden immer schwieriger…. . Was ist, wenn ich nicht mehr will? Was passiert, wenn ich eine Andere (Software) finde?
Nach meinem Amazon-Dialog wird der Wunsch auf Unabhängigkeit immer größer. Meine letzten Recherchen zum Thema Nachfolger ergaben, dass wir (zumindest für ein paar Jahre) Konvertierungsprogramme oder zumindest eine Teilübernahme unserer LR-Kataloge erwarten können. Ob das aber auch mit unserem persönlichem geistigem Eigentum, das Adobe durch „classic“ oder „cc“ in seiner Cloud vereinnahmt hat, funktioniert? Ich wage es zu bezweifeln.
5 Gedanken zu “Adobe und Amazon – was haben sie gemeinsam”
Wenn es um Fertigkeiten geht, egal ob Musik, Fotografie, Surfen oder sonstiges, muss man einen Berg überwinden. So ungefähr in den ersten 20 Jahren, in denen man sich mit jeglicher Form von Kunst beschäftigt, ist man sich sicher, erst mit einem besseren Instrument, einer besseren Kamera oder einem besseren Surfboard genauso gut wie die Profis werden zu können. Man vergeudet eine Menge Zeit mit Überlegungen zum Equipment und versucht ständig, sich etwas Besseres leisten zu können. Nach diesen 20 Jahren wird man dann endlich so gut wie die weltberühmten Künstler. Eines Tages taucht jemand auf und fragt um Rat, und plötzlich hat man eine Eingebung und kapiert, dass es nie was mit dem Equipment zu tun hatte.
Endlich versteht man, dass das ganze Zeug, das man mit so viel Zeitaufwand angesammelt hat, es lediglich leichter macht, den Klang oder den Bildeindruck oder die Bewegungen hinzukriegen. Aber man könnte dasselbe Ergebnis, vielleicht mit etwas mehr Aufwand, auch mit dem windigen Stück Equipment hinkriegen, mit dem man einst angefangen hat. Man kapiert, dass der Hauptzweck der Ausrüstung darin besteht, nicht hinderlich zu sein. Außerdem kapiert man, dass man wesentlich schneller zum Ziel gekommen wäre, wenn man seine Zeit nicht mit Gedanken an die Ausrüstung sondern mit dem Üben des Instruments, dem Fotografieren oder dem Wellenreiten verbracht hätte.
Im Dezember 2003 traf ich Phil Collins bei einer Vorführung. Es stellte sich heraus, dass sein Sound einen hohen Wiedererkennungseffekt hat. Als er kurz den Raum verließ, nutzten einige Leute die Gelegenheit, auf seinem Schlagzeug zu spielen. Was war wohl das Ergebnis? Es klang nicht so wie bei ihm. Andererseits klingt Phil selbst auf einem Miet-Schlagzeug immer noch wie Phil. Wer wird da noch glauben, es sei das Schlagzeug, das den Sound macht?
Kenneth Rockwell (kenrockwell.com)
Sehr treffend beschrieben im Atikel. Ich habe das gleiche heuer im Frühjahr mitgemacht. Bei mir besteht das Problem im Audible Account, den ich und die ganze Familie nutzt. Was mich am meisten geärgert hat war, dass ich meinen Audible Vertrag schon abgeschlossen hatte, lange bevor es von Amazon übernommen wurde. Wie mir dann aber von Amazon mitgeteilt wurde, besteht natürlich keine Möglichkeit, den ursprünglichen Audible Account alleine ohne Amazon weiter nutzen zu können… Willkommen in der Abhängigkeit der (beinahe) allmächtigen Großkonzerne. In wie weit jemand dann bereit ist diese Konsequenzen zu tragen muss jeder für sich selbst entscheiden. Auch ich stehe solch einfachen „Gesamtlösungen“ immer skeptischer gegenüber. Schöne Grüße
Kartellrechtlich habe ich auch große Bedenken durch die Verknüpfung von verschiedenen Leistungen. Ich hoffe, dass sich das ändert. Vorweihnachtlicher Tipp: Verschenke kein Kindle! (incl. lebenslanger Amazon-Mitgliedschaft)
Bei Adobe wird durch den Umgang mit den Daten der Nutzer aus meiner Sicht eine ebenso kritische Abhängigkeit erzeugt, die den Wettbewerb um die beste Software einschränkt. Schade.
Guter Beitrag!
Nur wenn die Bürger den Datenkraken nicht alles liefern, kann (vielleicht) das System totaler Überwachung gebremst werden.
Durch den Tod meines Vaters im letzten Jahr habe ich mich so geht es geht um die Löschung sämtlicher Online-Accounts bemüht. Hier die Liste:
* Apple: Geht gar nicht und wird nach einem Jahr inaktivität automatisch deaktiviert, Ipad musste komplett auf Werkseinstellungen zurück gesetzt werden
* Amazon: eingescannte Kopie des Totenscheins erforderlich, vorher in der Hotline „gehangen“
* Google: Mit der Suche über Google dann irgendwo den „Lösch“-Knopf gefunden, über die eigenen Einstellungen kaum zu finden.
* Dropbox: War einfach zu finden
* GMX: Auch hier in den Einstellungen relativ einfach zu finden.
* Div. Newsletter kamen trotz abbestellens immer wieder.