Advents-Special: wem schenken wir unsere Bilder?

Wir haben viel Spaß beim Fotografieren und beim Teilen dieser Bilder. Diese Freude will ich Euch (genauso wie mir selbst) nicht nehmen.

Aber stellt Euch mal vor, Ihr würdet Eure Bilder zu irgendeinem großen internationalen Konzern schicken und dem erlauben, die Fotos von Eurem Urlaub, Eurem Essen, Eurer Familie oder was auch immer gern für alles nutzen. Wie wär´s mit VW, Walmart oder ExxonMobile. Oder Nestlé? Unvorstellbar, oder?

Und was machen wir?

…gewährst du uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare und weltweite Lizenz, deine Inhalte…. (Auszug Facebook AGBs)

Was treibt uns zu ihnen?

Bequemlichkeit

Klar. Bilder sind ultraschnell hochgeladen, publiziert und geteilt. Facebook, Instagram, Whatsapp, Youtube – kann jeder. Über die Art der Darstellung, die Nutzung, rechtliche Fragen und alles technische müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Denken wir – denn in den AGBs übernehmen wir wieder alle Risiken. Aber bleiben wir hier bei den Vorteilen…

Reichweite

Wir gieren nach Anerkennung – „Likes“ werden gezählt und werden anscheinend immer essentieller für unser eigenes Sein.  Sollen uns die Zahlen in 3-, 4- oder fünfstelliger Größe sollen die Reichweite unseres Freundeskreises darstellen?

Ausserhalb der großen Player wird die „Luft“ zur Auffindbarkeit im Netz gleichzeitig dünner. Ich staunte letztens darüber, wie viele Online-Zeitungen und andere Angebote von den Facebook-Links und den algorithmischen Gnaden FBs bereits abhängig sind.

Kleine Anmerkung: Für nichtkommerzielle Hobby-Blogs wie diesen gibt es zum Glück noch sehr viel Leben ausserhalb dieser sozialen Knoten.

Womit zahlen wir?

Eigentumsrechte

Auszug aus den Facebook-Nutzungsbedingungen – Stand 04.12.18:

…Insbesondere wenn du Inhalte, die durch geistige Eigentumsrechte geschützt sind (wie Fotos oder Videos), auf oder in Verbindung mit unseren Produkten teilst, postest oder hochlädst, gewährst du uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare und weltweite Lizenz, deine Inhalte (gemäß deinen Privatsphäre- und App- Einstellungen) zu hosten, zu verwenden, zu verbreiten, zu modifizieren, auszuführen, zu kopieren, öffentlich vorzuführen oder anzuzeigen, zu übersetzen und abgeleitete Werke davon zu erstellen. Diese Lizenz dient nur dem Zweck, dir unsere Produkte bereitzustellen. Das bedeutet beispielsweise, dass du uns, wenn du ein Foto auf Facebook teilst, die Berechtigung gibst, es zu speichern, zu kopieren und mit anderen zu teilen (wiederum im Einklang mit deinen Einstellungen); dies können u. a. Dienstleister sein, die unseren Dienst oder andere von dir genutzte Facebook-Produkte unterstützen.

Wenn ich das richtig gelesen habe, geht auch die eigene „Privatsphäre“ schnell unter, sobald ein anderer dein Bild liked, postet etc. Dann ist diese kleine „du kannst selbst entscheiden“-Einschränkung gleich wieder weg.

Werbung

Unsere Inhalte bleiben nicht mehr allein. Wir können nicht mehr entscheiden, welche Werbung daneben blinkt. Wir liefern streng genommen nur noch Gratis-Kontent für ein Werbeblatt.

„Auf WhatsApp wird es nie Werbung geben“ – seine Gründer Brian Acton und Jan Koum waren sich damals ganz sicher. Mark Zuckerberg sieht das zusammen mit seinen Kumpanen heute ganz anders (Chip).

Lebensdauer und andere Versprechen

Mit der Sammlung meiner Bilder auf einer Plattform wie Facebook mache ich mich abhängig von den Fehlentwicklungen der Manager. Daten, Neigungen, Vorlieben, Schwächen – alles wird weitergereicht und zu meinem Nachteil genutzt. Aber ich kann irgendwann nicht mehr heraus, ohne so viel zu verlieren…

Welche Dienste es inzwischen nicht mehr gibt oder gegen viel Geld zu den großen Playern gewechselt haben, kann ich hier nicht auflisten. Vielleicht mal als Beispiel: SchülerVZ mit 200.000 Mitgliedern 2013 Kennt Ihr schon nicht mehr? Egal.

….Mit der Schließung wurden alle deine Inhalte und Daten vollständig und unwiederbringlich gelöscht….  (Auszug aus SchülerVZ-Seite)

Konsequenz

Wir sollten nicht alles kritisch-griesgrämig betrachten. Spaß an der Fotografie und dem damit verbundenen sozialen Miteinander ist etwas großartiges!

Machen viele Menschen weltweit dasselbe, heißt das aber lange noch nicht, dass es auch richtig ist.

Mein Vorschlag: Begrenzt bei Firmen, die so lausige AGBs haben, Eure Bild-Kommunikation auf das unbedingt Nötige.

Nachtrag für Verschwörungstheorie-Anhänger

Vielleicht werden die Bilder der „Großen“ aus einem ganz anderen Zweck gesammelt. Werden sie einfach durch ihre KI-Algorhytmen geschickt, um eigene, neue Bilder zu generieren? Siehe medium.



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