Fahrradtag Wittenberg – Berlin

Teil 2 einer Fahrradtour von Hannover nach Berlin

Sonnenaufgang an der Elbe bei Wittenberg

Was für eine Ruhe am Morgen! Sonnenaufgang 5:27 Uhr sagt das Garmin und ich bin dabei. Eine Radlerin – ehemalige Mitarbeiterin eines  Berliner Fahrradladens – hatte mir am Vorabend noch vorgeschwärmt, wie toll das hier wäre,

Nebel über der Elbe
Nebel über der Elbe – Fuji X-T2 XF90mmF2 R LM WR 1/280 sec f/2.2 ISO 200

So sitze ich auf einer Campingplatzbank und warte. Zum Glück klart der Nebel für einen kurzen Moment auf und die Sonne zeigt sich am Horizont. Einfach schön.

Sonnenaufgang Elbe
Stille des Sonnenaufgangs – Fuji X-T2 XF90mmF2 R LM WR 1/500 sec f/2.8 ISO 200

Kurz danach ist aber wieder Schluss mit Weitsicht. Eine Nebelbank zieht wie eine weisse Wand die Elbe hoch und verhüllt alles. Also geht es an das Packen und im Nebel über die Elbe  – Ziel Berlin.

Elbbrücke Wittenberg
Einsamer Start in den Tag – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/250 sec f/5.9 ISO 200

 

Kleiner Exkurs: die Meile zu preussischen Zeit

In den Tiefen des Forstes treffe ich auf einen alten Wegweiser. Sehr alt. Thiefen 1/4 Meile, Teuchel 1/2 Meile. Die angegebenen Entfernungen wirken sehr klein – wenn man eine US-Meile (1609m) oder nautische Meile (1852m) im Kopf hat.

Wegweiser
Preussische Meilen – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/250 sec f/3.2 ISO 320

Die Meile in Preussen war aber viel länger, so zwischen 7500 und 8000m. Also ist die angezeigte 1/4 Meile nach Thiefen in Wirklichkeit 2 km lang. Wer mehr über die gruselig vielen Maßeinheiten Preussens der vor-metrischen Zeit lesen möchte: wikipedia.  Leider kam für die Betroffenen die Erfindung des Taschenrechners zu spät. Den hätten sie dringend gebraucht!

Dorf
Typische Dorfidylle – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/550 sec f/4.0 ISO 200

Zum Abschluss noch der Blick auf ein typisches, ruhiges, ausgestorbenes Dorf. So beschaulich. Zeit für einen Abschied, denn im Umland Berlins wird es einfach voll und trubelig.

In einer Bäckerei in Bad Belzig treffe ich auf eine Frau, die sich mit ihrem Auto auf dem Weg von Leipzig nach Potsdam verfahren hatte. Es wäre ja so wunderschön in dieser Gegend. Hier würde sie gern wohnen. Aber man müsste ja auch Arbeit finden.

 

Volksfeststimmung am „Lost Place“ Beelitz Heilstätten

 

Beelitz Heilstätten
Beelitz und die Bäume – Fuji X-T2 XF16mmF1.4 R WR 1/480 sec f/4.0 ISO 200

Wie definiert man „lost place“? Auf jeden Fall mit so etwas wie einsam und verlassen. Das es sich bei den Beelitz Heilstätten aber nicht um einen vergessenen, verwunschenen Ort handeln sollte, hätte man sich eigentlich vorher schon denken können.

Skywalk Beelitz
Skywalk Beelitz – Fuji X-T2 XF16mmF1.4 R WR 1/250 sec f/5.6 ISO 400

Ich ahne das erst, als ich mich eine halbe Stunde in die schattenlose Warteschlange stelle, um einen abgesperrten Teil des Areal incl. Skywalk betreten zu dürfen. Auf dem Gelände angekommen gehe ich sofort zur neu gebauten Gaststätte. Denn angesichts des nicht unerheblichen Eintrittspreises muss es ja irgendwo eine Möglichkeit geben, seine Fahrradtaschen und Zelt abzugeben. Fehlanzeige – also mitschleppen!

Leider komme ich durch das umfangreiche Gepäck auch nicht in den „Genuss“, mit einer großen Gruppe durch die Innenräume dieses einsamen, verlassenen Ortes zu gehen. Aber was heisst überhaupt „einsam“, was heisst „lost“? Ich grübel über Definitionen.

Beelitz Heilstätten Chirugie
Beelitz Chirugie – Fjui X-T2 XF90mmF2 R LM WR 1/1250 sec f/3.6 ISO 200

Spannenderweise gibt es auf dem abgesperrten Teil des Geländes nur ein paar wenige Gebäude und auf dem Gratisflyer sind die anderen ausserhalb liegenden natürlich nicht eingezeichnet. Wäre ja auch zu schön. Also schwinge ich mich anschliessend auf das Fahrrad, um auf eigene Faust und mit Openstreetmap-Karte noch nach anderen Häusern zu suchen.

Beelitz Heilstätten
Beelitz Heilstätten – Fuji X-T2 XF90mmF2 R LM WR 1/750 sec f/3.2 ISO 200

Es ist auffallend, dass insbesondere südlich der Bahnlinie die meisten alten Gebäude bereits „luxus“-saniert sind. Von Verfall und dem Charme der „lost places“ keine Spur mehr.

Leute, streicht die Beelitz-Heilstätten auf Eurer Liste der „lost places“! „Lost“ sind da nur Besucher.

 

Brandenburger Seenlandschaft

Ufer Schwielowsee
Am Ufer des Schwielowsees – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/1100 sec f/4.0 ISO 200

Was macht der Berliner, der Potsdamer und der Brandenburger an einem sonnigen Samstag? An einen der Seen fahren. Auch wenn man das auf den Fotos nicht sieht, es sind viele dort!

Schwielowsee
Am Schwielowsee – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/1700 sec f/4.0 ISO 200

Vor ein paar Wochen lief der Film „Bridge of Spies – der Unterhändler“ von Steven Spielberg mit Tom Hanks in der Hauptrolle im Fernsehen. Sehenswert! Die Szene gegen Ende des Filmes über einen Gefangenenaustausch wurde am Originalschauplatz an der Glienicker Brücke gedreht.

Glienicker Brücke
Glienicker Brücke mit Hochzeitspaar – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/4000 sec f/2.8 ISO 200

Da muss ich doch glatt mal an der Brücke anhalten und mir vorstellen, wie sie zu Hochzeiten des kalten Krieges ausgesehen haben mochte. Stacheldraht, Flutlichtanlagen, Wachttürme, Barrieren etc.. Heutzutage stellen sich Brautpaare mitten auf die früher abgesperrte Mitte zum Fotoshooting. Wie sich die Zeiten ändern.

Schloss Babelsberg
Blick auf Schloss Babelsberg – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/420 sec f/6.4 ISO 200

Irvin Penn Ausstellung C/O Berlin

Irving Penn C/O Berlin
Irving Penn C/O Berlin – Fuji X-T2 XF16mmF1.4 R WR 1/125 sec f/2.2 ISO 3200

Man soll ja seine Lieblingsorte am besten nicht verraten. In diesem Fall aber gern, denn das C/O Berlin ist immer eine Anreise wert – auch drei Tage mit Fahrrad. Werke von Irvin Penn gibt es dort zu sehen und damit ein toller sonntäglicher Ausklang einer schönen Tour.

Fotoecke Irving Penn
Irving Penns Fotoecke – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/250 sec f/2.5 ISO 8000

 

Ein Tourüberblick

Einige der einzelnen Orte habe ich ja schon erwähnt, aber hier noch mal kurz die Sache mit dem „Bogen“. Statt einer direkten Linie über Hannover-Magdeburg-Berlin kann ich Euch eine südlichere Variante ans Herz legen. Es lohnt sich. Hier gibt es eine Menge interessanter Orte.

rot – grün – blau …drei Fahrradtage mit je 150 km

Als Rückweg – wie immer – hatte ich recht früh ein Ticket mit Fahrradmitnahme bei der DB gebucht. Kann man die Tour auch anders herum fahren? Sicher, doch ich mag es von „bekannt“ zu „unbekannt“ zu radeln. Dann wird es immer ein wenig spannender.

Die Details Eurer Reise könnt Ihr zum Beispiel mit dem Radroutenplaner Niedersachsen erarbeiten. Aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Und wenn Ihr geügend Zeit habt, kalkuliert mit kleineren Streckenabschnitten. Es gibt in der Region viel zu sehen.

 

Was hatte ich zum Fotografieren dabei

Natürlich meine Fuji X-T2. Eine Fuji X-E3 oder ähnliches wäre mir wegen Größe und Gewicht lieber gewesen, aber wie heißt der Spruch in Kurzform: die beste Kamera ist die, die man hat.

Als Objektive das Fujinon 16mm/f1.4, das 35/f1,4 und das 90mm/f2. Ziemlich viel für einen Fahrradausflug. Statt des 16mm wäre ein kleineres Objektiv (18/f2) vielleicht ausreichend gewesen. Auf das 90mm, das ja zu den größeren Geräten gehört, hätte ich aber ungern verzichtet. Gerade bei Landschaftsaufnahmen und Sonnenaufgang hätte es gefehlt.

Die  sw-Fotos sind mit Silvereffex nachbearbeitet. Zurzeit mag ich diesen Export mit überhöhter Detailstruktur.  Das passt nicht nur zu Fachwerkbauten gut.

 

Westpark Berlin
Reiseausklang im Westpark Berlin  – Fuji X-T2 XF35mmF1.4 R 1/640 sec f/2.8 ISO 200

Danke an einen Unbekannten

So schön kann Fahrrad fahren sein. Die letzten 20 km bis Berlin Mitte vor der Brust denke ich an die großstadt-typische eigenwillige Fahrradwegführung und Berlinspezifische nonkonformistische Regelauslegung. Wann ist in Berlin eine rote Ampel rot?

Und gerade dann komme ich mit einem ortskundigen Berliner Radler ins Gespräch, der auch dorthin fährt. Im Expresstempo mit netten Themen sind wir schnell durch die komplexe Infrastruktur gerollt. Vielen Dank!

 

Hier noch die Fotos zum anklicken in größerer Variante:

 

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