Bilder von Wanderungen im Bereich der finnischen Seenplatte
Mal ehrlich, was für ein Bild macht Ihr euch von der Natur in der Seenlandschaft Finnlands? Sicher kennt Ihr Fotos von unendlich wirkenden schneebedeckten Landschaften oder fantastischen Lichteffekten am nächtlichen nordischen Himmel.

Als wir Ende Juli in den Nationalparks Repovesi und Isojärvi wanderten, war es aber weder besonders kalt noch dunkel. Es hatte seit über einem Monat nicht mehr geregnet, die Tagestemperaturen von bis zu 30° liessen vergessen, wie weit wir uns im Norden bewegten.
Das spektakulär Unspektakuläre

Eine Frage wurde uns von Finninnen und Finnen wiederholt gestellt: warum verbringen wir dort unseren Urlaub? Natürlich, weil wir die Natur sehr lieben und uns gern in Wäldern und an Seen aufhalten.
Aber wenn man mit Instagram-Mentalität versucht, extreme und krasse Naturhighlights zu finden und sich dort abzulichten, wird man der Landschaft nur schwer gerecht. Das aus meiner Sicht Besondere dieser Gegend ist das harmonische Gleichgewicht von unspektakulären Orten. Kein Matterhorn, kein Grand Canyon. Dafür unzählige Bäume und viel, viel Wasser.

Yksi, kaksi, kolme…
Und dann die Sache mit der Sprache. Ausser 1,2 und 3 habe ich in der gesamten Zeit kein weiteres Wort gelernt. Die Sprachbarriere ist sehr hoch. Zum Glück sprechen sehr viele Finnen Englisch, sodass eine Verständigung immer funktioniert. Der Ausblick vom Aussichtsturm Mustanlamminvuori im oberen Bild zeigt im Vordergrund den Kuutinlahti und rechts den Ruskiansalmi. Habe ich eben noch einmal nachgelesen…


Ganz besonders war diese unendlich Stille. Ob das an der Jahreszeit lag? Gespannt warteten wir am ersten Morgen in der Dämmerung auf das Gezwitscher der Vögel. Fehlanzeige! Mal hier und da ein einzelnes Tier und ab und zu ein kleines Rauschen der Bäume. Aber das war es schon. Einfach nur ruhig – 24 Stunden am Tag. Das hatten wir nicht so erwartet.

Angebot in den Nationalparks
Wie macht man das denn so mit dem Übernachten – so „campingmäßig“? Das war bei der Vorplanung unsere größte Frage. Auf der einen Seite liesst man vom „Jedermannsrecht“, also dem fast freien Übernachten irgendwo in der Natur. Und dann gleichzeitig von den Einschränkungen in den Nationalparks und in der Nähe von Häusern, Grundstücken, Siedlungen. Gut, Finnland lässt insgesamt genügend Raum. Es ist flächenmäßig so groß wie Deutschland aber mit nur 5,5 Mio. Einwohnern.
Wir wollten aber nicht die Einfahrt zu einer Mökki (Hütte am See) mit unserem Auto zustellen. Gerade in den Sommerferien waren bei gutem Wetter im südlichen Finnland sicher alle genutzt. Aber grundsätzlich ist es kein Problem, irgendwo eine Waldeinfahrt oder einen kleinen Parkplatz zu finden, den man zur Übernachtung nutzen kann.
In den Nationalparks gibt es noch ein besonderes Angebot: an vielen Stellen steht eine Infrastruktur zum Zelten zur Verfügung (kostenlos und ohne Reservierung!). Man stellt einfach sein Zelt in der Nähe auf, sägt und hackt sein Holz und kann den Abend mit einem Lagerfeuer und selbstgekochtem Abendessen über der Feuerstelle geniessen. Grandios!
Kleine Einschränkung: dieses Jahr war es im Laufe des Sommers so trocken geworden, dass die offenen Feuer leider nicht erlaubt waren. Schade.


Ein kleiner Campingplatz – der SFC Mylly-Mäkelä
Mal beispielhaft für die kleineren Campingplätze Finnlands…
Zwischen den zwei Nationalparks wollten wir dann doch mal wieder die Annehmlichkeiten eines richtigen Campingplatzes haben. Mal keine öffentliche Trockentoilette/Plumpsklo oder Brunnen mit Wasserpumpe. Und zur Abwechselung auch wieder Strom. Der Wunsch nach purem Luxus!
So landeten wir auf einem kleinen idyllischen Campingplatz, dem SFC Mylly-Mäkelä. Der Platzwart begrüßte uns gleich auf finnisch und es wurde schnell deutlich, dass wir einen Übersetzer brauchten. Zum Glück gab es irgendwo auf einem Campingplatz jemanden, der vom Englischen ins Finnische und umgekehrt helfen konnte.

Die Sanitäranlagen waren sehr basic, aber auch sauber. Die Abkürzung „SFC“ steht übrigens für eine Art selbstverwaltetem Platz, auf dem aber auch Gäste herzlich willkommen sind. Eine familiäre Atmosphäre, in der jeder seinen persönlichen Beitrag leistet, damit alles bestens läuft. Sehr angenehm.
Übrigens gab es – wie das Wort basic schon ankündigt – keine Duschen auf dem Platz. War aber dann doch nicht so tragisch. Der Platzwart zeigte auf eine größere Hütte, etwas durch Sichtschutz verdeckt, die Sauna. Der Schornstein rauchte schon, es wurde bereits kräftig eingeheizt. Aussen auf dem Anschlagbrett standen die Zeiten für die Frauen und Männer. 18:00 Uhr Naiset, 19:30 Uhr Miehet – bitte nicht verwechseln! Im Vorraum der Sauna gab es dann einen Kübel mit kalten und einen mit heißem Wasser. Einseifen und abspülen! Und der Rest der Seife verschwand spätestens beim anschliessenden Bad im sauberen See.
So kann man Finnland geniessen!

Auch aus der Nähe schön

Nicht so mein Hauptding auf dieser Reise, aber trotzdem möchte ich euch zeigen, dass es neben Panoramaaufnahmen auch noch anderes in der Natur gibt, auf das man sein Augenmerk lenken sollte. Die Pflanzen und Geschöpfte am Wegesrand.


Wandern und Alternativen
Wir haben uns bei unseren Besuchen auf das Wandern beschränkt. Aber wie wäre es alternativ mit einer mehrtägigen Paddeltour? Das muss auch ganz toll sein.
Aber man kann es drehen oder wenden wie man will: in den Nationalparks der finnischen Seenplatte ist einfach nur entspannend!

2 Gedanken zu “Finnland mal ohne Schnee und Nordlichter”
Ja, so kenne ich Finnland, mal abgesehen von Åland. Die Sauna habt ihr bestimmt der Mücken wegen gebraucht, oder ? Die Temperaturen von 30 Grad im Norden, die machen einem Angst und Bange. Als wir vor drei Jahren auf dieser Höhe waren, haben wir uns sehr genau überlegt, wo wir übernachten und wo der nächstbeste Fluchtweg ist. Auf felsigem Grund war zum Teil die karge Flora durch Selbstentzündung schon verkokelt.
Bisher war für uns Finnland eher ein Abstecher oder Transit- aber irgendwann steht das dann auch mal auf dem Plan.
Aber schön, dass Ihr nach der turbulenten Zeit die Möglichkeit hattet, Euch in so schöner Umgebung zu entspannen.
Bald geht es ja aufs Rad, oder?
Lieber Gruß aus dem Norden
Kai
Hallo Kai,
gab KEINE Mücken! Es war einfach zu trocken für die kleinen niedlichen Summdinger. Aber die Trockenheit sorgte im angrenzenden Karelien (Russland) für riesige Waldbrände.
Und was das geplante Fahrradfahren betrifft, so kann ich dank des aktuellen Bahnstreiks meine Reise noch mal neu denken. Es ist einfach eine Sauerei, dass die von allen gewünschte Verkehrswende schon wieder einen auf Jahre nachwirkenden Dämpfer bekommt. Viele suchen ja förmlich nach Argumenten, ihren beqemen und geliebten SUV nicht verlassen zu müssen. Man sollte mal schätzen, wie viel CO2 der Bahnführerstreik auf den Autopisten emittiert. Der Wert muss grausam sein.
Aber man ist ja inzwischen ziemlich flexibel… . Beginnt die geplante Fahrradtour dann halt an anderer Stelle.
Schönes Wochenende
Jürgen