Was gab es zu sehen – und was habe ich für die Fotografie gelernt
Die Show
Der sonnige Tag endete mit einem fast kitschigen Abendrot – doch das war nichts im Vergleich zu den intensiven Farbkompositionen, die darauf folgten. Im Abstand von 45 Minuten schienen die Leute von LightArt alles aus ihren Lasern heraus zu holen. Im ersten Teil der Show füllten sie den Himmel mit vielfältigen Mustern. Unberechenbar kreisten die Laser durch den künstlichen Nebel:
Anschliessend nutzten sie die Fläche des Denkmals selbst für eine phantasievolle Präsentation:
Das Fotografieren
Wie es im Titel schon steht: war mein erstes Mal! Solche Shows haben ihre lichtbedingte Sonderstellung und fordern heraus. Schön wäre es, die Show ein Mal mit diversen Testreihen abzulichten, sie zuhause zu analysieren und ein zweites Mal hinzugehen. Ich war zum Glück mit zwei guten Fotografen unterwegs, die die Lichtsituation bereits kannten. So konnte ich viele Anfängerfehler für den Laser-Hermann vermeiden. Der wichtigste Tipp: kurze Belichtungszeiten. Zahllose Besucher trugen ihre Riesenstative auf den Berg. Ich denke, dass dort mehr Stative standen als bei Manfrotto auf der Photokina. Aber wozu? Langzeitbelichtungen führen nur zu einem diffus beleuchtetem Bild ohne jegliche Laser-Akzente. So etwas eignet sich nur für Aufnahmen vom allgemeinen Ambiente. Das war auch sehr sehenswert – aber keine Show.
Was würde ich nächstes Mal anders machen? Ich würde die Kamera auf „Serienaufnahme“ stellen und einfach bei jeder Einstellung ein Dutzend Bilder hintereinander schiessen. Lasershows sind in ihrer Abfolge nicht berechenbar. Die Wahrscheinlichkeit eines „Glückstreffers“ wächst mit der entstandenen Bilderanzahl. Und nach Sicherung der Daten: löschen, löschen, löschen.
Ausserdem hatte ich, wie ich das von Abend- oder Nachtaufnahmen gewohnt war, die Belichtung um ca. 1 Blende nach unten korrigiert. Normalerweise erhält man dadurch in der RAW-Nachbearbeitung ein ganzes Stück Reserve bei den Highlights und kann ein Ausbrennen heller Lichtquellen verhindern. Diesen Vorteil habe ich aber bei Laserlicht nicht erkennen können. Denn entweder passt die Lichtstärke des Beams oder… er ist sowieso gnadenlos überbelichtet. Da hilft auch eine Blendenstufe nicht.
Fazit
- Animierte Lasershows mit kurzen Belichtungszeiten aufnehmen – zum Beispiel zwischen 1/30 und 1/125 sec.
- Kurze Belichtungszeit verursacht evtl. hohe ISO – Kameras mit lichtstarkem Sensor und Objektiv sind einfach besser
- wer kein Stativ besitzt, muss sich für eine Lasershow keins kaufen – und wer eines hat, sollte genau überlegen, warum er es mitnehmen möchte
- Serienaufnahme der Animation – Shows nicht vorhersagbar und eine tolle Aufnahme statistisch von Glück bzw. Menge der gemachten Bilder abhängig
- so viel Farbe – die Sehnsucht nach schwarz/weiss-Fotos steigt mit jeder Show
Hier die Bilder …und noch ein paar mehr zum Anklicken in der Übersicht:
Und wer gern von den anderen Fotografen sehen möchte, mit denen ich unterwegs war: Claus hat die Fotos auf seinem Messsucher-Blog. Da wir unsere Fuji bzw. Leica bis an den Iso-Rand „gequält“ haben lohnt sich der Vergleich.
6 Gedanken zu “Der Hermann leuchtet – mein erster Besuch”
„wer kein Stativ besitzt, muss sich für eine Lasershow keins kaufen – und wer eines hat, sollte genau überlegen, warum er es mitnehmen möchte“
Wer jedoch seine Eindrücke auf Fotopapieren präsentieren möchte, wird kaum auf ein stabiles Stativ verzichten können, um
a) das verfügbare Aufnahmeformat voll auszuschöpfen – ohne Beschnitt,
b) ein Verkanten der Kamera zu vermeiden,
c) im entscheidenden Moment zu belichten – ohne time lag (Autofokus, Spiegel, EVF etc.) und
d) ein Verwackeln – auch mit WW Brennweiten – zu verhindern.
Soweit es bei Lasershows statische Momente gibt, die wenige Sekunden andauern, könnten solche Standbilder mit der nativen Sensorempfindlichkeit bis zu einer halben Sekunde belichtet werden, was einerseits der Dynamik und andererseits den Farben zu Gute käme.
Die hier publizierten Bilder von Hermann sehen prima aus und mein Kommentar soll auch Kritik darstellen!
Der Verwendungszweck der Fotos bestimmt den Mitteleinsatz, oder?
Hallo Jolomy!
Die These zum Stativ ist von mir etwas zu steil aufgestellt… hast Recht . Danke für Deine Ausführungen, denn richtig eingesetzt gibt es dafür Verwendung.
Ich empfand bei der aktuellen Show, dass sie ziemlich wenige statische Elemente hatte und für meinen Geschmack etwas zu sehr „flächig“ designed war. Ich vermisste so eine Szene, bei der alle Laser (vielleicht in verschiedenen Farben) stabil in den Himmel zeigten. Das hätte dann das Bild abgeben können, das das Spektakel in bester ISO und in Erinnerung hält.
Das neue „Kulturdenkmal für alle“ in Hamburg wird auch gern als Projektionsfläche mit Lasern genutzt, was im 2D Bild eher flächig aussieht. Im Planetarium hat man als Zuschauer schon einen räumlichen 3D Eindruck der gelaserten Sterne, aber dort herrscht ein strikes Aufzeichnungsverbot und die künstliche Geräuschkulisse im Vakuum wäre auch kaum in eine Bildsprache zu übersetzen.
An der Außenalster findet regelmäßig ein opulentes Feuerwerk zum japanischen Kirschblütenfest statt; sieht sehr beeindruckend aus, aber diese Stimmung im Foto einzufangen, ginge nur geplant von ausgewählten Standorten aus und mit einem Stativ.
Hallo Jürgen. Wie bei Claus, tolle Bilder. Die von Euch benutzten Kameras brauchen meines Erachtens bei solchen Shows definitiv kein Stativ. Zu wenig flexibel. Und eine gebrachte Begründung wegen dem Ausdruck aus Fotopapier kann ich erst Recht nicht nachvollziehen. Aber lassen wir das. Deine Fiji hat sich wacker gehalten und ich glaube sogar, dass sie bessere Bilder geliefert hat als viele kiloschweren DSLR’s vor Ort 😉
In solchen Situationen stelle ich gern DR400 ein, gerade extremes Licht bei Konzerten oder in diesem Falle, die Lasershow kann es schnell passieren, dass ein Farbkanal überbelichtet wird. Der Vorteil dabei ist, dass das Sucherbild hell bleibt und die Kamera besser fokussieren kann. Bei den älteren X’en (16MP) lohnt es sich auch, die Bildvorschau abzustellen, so dass der Fokus treffsicherer wird. Bei der Entfernung könnte man auch gut vorfokussieren, damit der AF das Timing nicht stört.
Danke für die Bilder und Eindrücke.
Dieses kleine Rädchen mit der Belichtungsanpassung, das sich am rechten Daumen anschmiegt, verführt dazu, mit ihm mehr zu arbeiten als mit den DR-Einstellungen. Wenn ich das recht verstehe, ist physisch -2 Belichtungskompensation wie DR400 – aber mit dem Vorteil, dass der EVF und die Rohergebnisse nicht so dunkel sind. Hört sich gut an. Benutze es einfach zu selten um damit sicher umzugehen.