Die Veranstaltung
Einmal im Jahr ist es am Wesergymnasium Vlotho so weit: Abitur! Die Schüler übernehmen am letzten Schultag vor den Abiturprüfungen für zwei Stunden die Aula und präsentieren ihren „Abi-Gag“. Schüler und Eltern sind eingeladen, eine unterhaltsame Show mitzuerleben. Als besonderes Highlight erklären sich Lehrer dieser Stufe bereit, sich von den Schülern phantasievoll einkleiden zu lassen und bei der Show als Gäste mitzuwirken.
Viele Eltern können ihre eigene Arbeitszeit nicht so umlegen, dass sie an einem Freitag morgen in der Schule dabei sein können. Und viele Schüler freuen sich, wenn sie später eine Erinnerung an ihre Arbeit haben. Eine gute Gelegenheit, dieses fotografisch zu begleiten.
Die Vorbereitung
Über vieles kann man in Vorfeld nachdenken. Für mich ist es besonders wertvoll, wenn ich einen genauen Programmverlauf ergattern kann. Leider war ich da in diesem Fall nicht besonders erfolgreich… . Doch in einem zweiten wichtigen Punkt hatte ich schon einen gewissen Heimvorteil. Es geht um die Frage, von wo die beste oder die besten Positionen zum Fotografieren sind und wie sie erreichbar sind.
Die „Premiumposition“ lag meines Erachtens direkt im mittleren Bereich vor der Bühne, nicht zu weit weg und auf Augenhöhe mit den Darstellern. Ein Blick auf die Zuschauermenge zeigte aber gleich, dass man hier die ganze Zeit angebunden wäre. Da hätte man seine Füße alternativ gleich in schnellhärtenden Zement stecken können. Nur ein Blickwinkel – keine Varianz.
Ich entschied mich, lieber seitlich das Geschehen zu verfolgen und mit angrenzendem Treppenhaus und Backstagebereich während der Aufführung flexibel zu bleiben.
Das Licht
Welches Licht? Die Veranstaltung war vollgestopft mit feinster Veranstaltungstechnik. Einfach klasse und von den jungen Erwachsenen grandios moderiert. Für die Zuschauer bestens in Szene gesetzt. Nur in Bezug auf die Lichtmenge und Qualität (LED) war es eine fotografische Herausforderung. Die Hauptbühne war manchmal prima ausgeleuchtet und eine Art Komfortzone – Smartphone-geeignet. Das meiste wurde jedoch vor der Bühne mit einzelnen Spots bzw. bei abgedunkeltem Licht inszeniert.
In einem Teil wurden von den angehenden Abiturienten gefertigte Filmsequenzen per Beamer an eine Leinwand geworfen. Das reflektierte Licht dieser Projektion war dann die einzige Lichtquelle. 1/40 sec. mit dem kleinen 56mm-Tele und ohne Stativ – zum Glück findet man irgendwo Auflageflächen oder Säulen, an denen man die Kamera auflegen oder anlehnen kann. Auch wenn nach stärkerem Rauschfiltereinsatz manche Details verschwinden, möchte ich solche Einstellungen nicht missen.
Richtig heftig wurde es aber bei Szenen, in denen noch ein weiterer Umstand hinzu kam: die schnelle Bewegung. Wie kurz darf die Belichtungszeit, wie groß die Tiefenschärfe werden… Im folgenden Bild wäre mir eine 1/500 mit f/4 deutlich lieber gewesen. Aber wichtiger ist die Geschichte, die das Ergebnis erzählt.
Die verschiedenen Inhaltsformate
Viele Aktionen handeln von dem Miteinander mehrerer Personen und damit das erste, wichtige Grundmuster für Aufnahmen.
Eine Erzählung lebt aber gleichzeitig und sehr intensiv durch die Darstellung einzelner Protagonisten. Nur so lässt sich das Engagement, die Wärme, das Talent, die Emotion und viel andere Facetten einfangen und dem Bildbetrachter näher bringen.
Meist nutze ich das 56mm dazu. Dann braucht man nicht ganz so nah heran und hat mit offener Blende ein hohes Freistellungspotential. Die vielbegabte Abiturientin an einem ihrer Instrumente:
Der Sänger der Band:
Die Emotion:
Doch auch das 14mm – was ja eher unüblich für Standardportaits ist – bietet viel Gestaltungsmöglichkeit. Die Schüler hatten dem Schulleiter einen bequemen Sessel an den Bühnenrand gestellt. Mit dem 14mm wächst das Sitzmöbel – wie auch sein Schuhwerk – nochmals um ein ganzes Stück. Was wäre eine Schulveranstaltung ohne den Schulleiter:
Unverzichtbar und ein Muss zur Erinnerung für die Akteure gehören Aufnahmen des Gesamtgeschehens – das Panorama. Wie schon oben gezeigt, kann man hier mit dem XF14mm prima Übersichten festhalten, auch wenn die maximale Blendenöffnung von 2,8 nicht wirklich toll ist. In der Nachbearbeitung ziehe ich die Tiefen gern ein ganzes Stück hoch. So tritt das Publikum stärker in Erscheinung.
Zu guter Letzt: Backstage – eine Rubrik für sich. Hinter den Kulissen passiert sehr viel und im Verborgenem. So werden die Licht- und Tontechniker meist erst dann bemerkt, wenn etwas nicht funktioniert. Auch wenn es sich dabei in der Regel um eine sehr lichtscheue Spezies handelt, ist sie ein Foto wert (siehe oben).
Wenn sich Lehrer entgegen ihren eigenen Kleidungsgewohnheiten dazu bereit erklären, das vom Organisationskomitee gewünschte Kostüm zu tragen, kommt es zu lustigen Aufnahmen. Sie bedürfen natürlich immer die Erläuterung des Rahmens, in dem sie entstanden. Für mich ist das so eine Art „Indoor-“ Streetfotografie. Wenn ich da mal langlaufe, schraube ich mein 18mm auf den Body. Damit fühle ich mich am sichersten.
Ein Gedanke zu “Abitur 2017 – der letzte Schultag”
Eine sehenswerte Fotoreportage zum letzten Schultag!
Auch technisch stellen solche Events eine Herausforderung für den Lichtbildner dar – insbesondere dann, wenn solche Schnappschüsse zur Erinnerung an die Abiturfeier in einem Fotobuch oder Fotoalbum einsortiert werden sollen. Um die sehr hohen Kontraste in der Aula zu bewältigen, bieten sich möglichst kleine ISO Einstellungen an der DigiCam an. Solche künstlich beleuchteten Szenen weisen grob einen Lichtwert von 8 aus, was beispielsweise mit der Vorwahl von ISO 200 Blende 2 und 1/125 sec. Belichtungszeit entspricht, sodaß die Lichter (etwa die Gesichter und Haare) nicht wegbrechen. Dunkle Motivbereiche können – bei Bedarf – am Rechner via Auswahlen und Aufhellmasken (Blendmodi) für Ausbelichtungen auf Fotopapier oder Farbdrucke angepasst werden.
Aber für eine „Social Media Propagation“ ist dieser „Thread“ bereits perfekt! Und auch via „SmartPhone“ im „Reader View Modus“ bequem anzuschauen …