…über die Entdeckung einer neuen Welt.
2020 war für mich eine große Reise. Die Reise in die Welt der geprinteten, zusammengestellten Bilderausstellungen. Ich möchte Euch mit ein paar Infos neugierig machen. Und falls ihr noch ein Reiseziel für dieses Jahr sucht, kann ich es nur empfehlen. Hier eine Zusammenstellung von Fragen, die ich für mich beantworten musste. Einige werde ich in diesem Beitrag vergessen haben, aber vielleicht ist das trotzdem ein guter Einstieg und ein kleiner Wegweiser für euch.
Welche Fläche(n) stehen zur Verfügung
Das wirkt erst so eindeutig: erst die Wand – dann die Bilder. Aber so einfach ist das nicht. Manchmal wächst bei der Idee auch der Umfang des Projektes. Und schnell möchte man statt eines einzelnen Bildes gleich einen ganzen Raum neu gestalten. Oder es wird noch krasser. Euer Projekt nimmt noch mehr Fahrt auf. Dann stellt am besten erst die Bilder zusammen und sucht anschliessend die Location, die dazu passt.
Als ich versuchte, die Zahl der Bilder des Vlothoer Kultursommers auf ein paar wesentliche einzudampfen, wurden es eher mehr als weniger.
Homogenität der Bilderwahl
Irgendwie interagieren die Bilder beim Betrachten. Das ist anders als bei Kollektionen, die zum Beispiel auf einem Bildschirm hintereinander gezeigt werden. Oder auch in Fotoalben, wo ein Bild nach dem anderen durch das Umblättern getrennt werden.
Grundsätzlich sind der Fantasie da keine Grenzen gesetzt. Man kann eine Geschichte erzählen, man kann Kontraste aufzeigen. Aber eines bleibt immer gleich: die Bilder arbeiten in ihrer Gemeinschaft anders als als Einzelstück.
Wenn man etwas „gleichmäßiges“ „zusammengehörendes“ kreieren möchte, dann hat es schon etwas besonderes, wenn eine Farbgrundstimmung durchgehend erhalten bleibt. So wie bei den Dirty Chucks. Allerdings können die Aufnahmebedingungen so extrem unterschiedlich sein, dass nur eine Konvertierung nach b&w die nötige Ruhe bringt. So war die Ausstellung verschiedener Sommerevents in unserer Stadt mal bei Sonnenschein, mal in der blauen Stunde oder sogar in einer mäßig beleuchteten Kirche. Da half aus meiner Sicht nur der Entzug von jeglicher Farbe.
Bilderanzahl und Verdichtung
Meine bewegendste Erfahrung in Sachen Ausstellung war der Besuch bei „untold stories“ mit Bildern von Peter Lindbergh im Kunstpalast Düsseldorf. Ich fand nicht nur die Bilder selbst, sondern auch die Auswahl und Darstellungsweise ganz besonders. Ich zeige euch hier kein Fotos meines Besuches, denn daran gemessen sehen meine Fotos und Zusammenstellungen plötzlich so verdammt alt aus…
Was ich von dort als Eindruck mitgenommen habe, war auf jeden Fall die Art, wie er mehrere Bilder in einer verdichteten Hängung zeigte. Mit „er“ meine ich natürlich Peter Lindbergh himself. Seine Ausstellung hat er ja leider nicht selbst mehr erleben dürfen, doch hat er in seinen letzten Lebensjahren daran selbst gearbeitet.
Das wurde für mich Vorbild für die Ausstellung des Kultursommers Vlotho. Natürlich heruntergebrochen auf meine begrenzte Fähigkeit, die kleinere Location und die kleinere Finanzrahmen.
Print oder Fotopapier
Als ich die Ausstellung mit den Schwarzweissfotos vorbereitete, habe ich einen Auswahl erst einmal in kleinen Fotoabzügen ausbelichten lassen. Ich war aber sofort entsetzt, dass je nach Blickrichtung nicht wirklich schwarzweiss bei rausgekommen war. Das Fotopapier schimmerte je nach Betrachtung in einem rötlichbraunem Ton.
Also habe ich gleich einen Druckbetrieb gesucht, der die Prints auf Papier mit Tinte herstellt. Mit FinArt-Prints der Digitaldruck-Fabrik (könnt ihr im Netz finden) war ich sowohl von der Qualität als auch im Preis sehr zufrieden.
Negativbeispiel: die Dirty Chucks habe ich cewe-mäßig als „normale“ Fotos ausbelichten lassen. Frontal und ohne schädliches Seitenlicht sind die ganz ok, aber wehe, wenn man sie von der Seite ansieht. Obwohl sie zwischen Glas und hinterer Pappe liegen, wellen sie sich. Mein Fazit: wenn ich noch einmal etwas als Fotopapier in großem Format zeigen will, dann nur irgendwo draufgezogen, kaschiert durch irgendetwas haltbareres. Ansonsten nur noch Prints auf vernünftigem Papier.
Passepartout oder nicht
So ein ruhiger, klarer Abstand vom Bild zum Rahmen kann schön sein. Das ein oder andere wirkt dadurch deutlich edler und auf unruhigem Untergrund/Tapete schafft es genügend Abstand zum eigentlichen Motiv. Manchmal will man mit Passepartouts auch existierende Fotos „vergrößern“. Mit breitem Rahmen und breitem Passepartout kann sich die eigentlich Größe vervielfachen. Die Zusammenstellung einiger Sommerfotos fand ich im letzten Jahr recht „edel“.
Aber jetzt kommt bei mir schon wieder die Peter-Lindbergh-Ausstellung ins Spiel. Ich fand es faszinierend, wie sich die Wirkung der Bilder ohne Passepartout verdichtete. Sehr eindrucksvoll.
Beleuchtung und Reflektion
Grundsätzlich: Auch wenn die Fotos ausgedruckt sind, spiel Licht immer noch eine große Rolle. Bei Prints ergibt sich die Lichtmenge, die beim Berachter ankommt, im Subtraktionsverfahren. Also: entscheidend ist zunächst die Lichtquelle (natürlich, Strahler, Ausrichtung), dann nimmt das Bild einzelne Farben oder das gesamte Licht auf und reflektiert nur noch einen Teil davon. Wir nehmen ausschliesslich das Licht wahr, das vom Foto nicht absorbiert, sondern wieder abgegeben wird. Ganz im Gegensatz zu Monitoren, Beamern oder anderen Quellen, wo das Licht durch Quellen erstellt wird.
So richtige Beleuchtungserfahrung konnte ich noch nicht sammeln. Aber es ist schon witzig, wenn man an einem Bild vorbeikommt, findet es viel zu dunkel… und stellt fest, dass es ja auch im Dunkeln hängt! Ein Bild ist nur so hell, wie das Licht, das drauf scheint. In unserem Ladenschaufenster stehen zum Glück reichlich Strahler zur Verfügung. Passend ausgerichtet war die Wirkung schon nahezu perfekt.
Eine zweite große Frage ist die des Glases. Wenn ich das Bild hinter Glas lege, verliere ich schon sehr viel. Bei normalem Glas bekommen ich je nach Standort riesige Spiegelungen drauf (Schaufenster bei uns). Nehme ich mattes Glas, büßt das Fotos aber auch enorm an Energie bzw. Farbe ein. Die Lösung wäre dann ja nur „Museumsglas“, aber wer da schon mal in die Preisliste geschaut hat, verwirft den Gedanken bei größeren Ausstellungen schnell wieder.
Galeriehängesysteme
Das war für mich so der größte Überraschungsfaktor. Ich mag Flexibilität und ich finde es nicht störend, wenn man sieht, warum und wie Bilder aufgehängt sind – das nur einmal vorweg. Das ist eine reine Einstellungssache. Aber wenn man nur für eine überschaubare Zeit Bilder zeigen will, kann es ggf. nerven, wenn die Löcher der Bilderhaken noch jahrelang zu sehen sind.
So ein Galeriesystem, bestehend aus Drähten und verstellbaren, aufschiebbaren Haken fand ich sehr praktisch. Kann man zum Beispiel unter Galeriebedarf (.de) leicht finden.
Eine Frage der Kosten
Zum Schluss noch die Preisfrage. Wie viel kostet das Ganze. Vielleicht sollte man aber auch ganz anders fragen: Wie viel sind mir Bilder wert? Wenn ich sehe, wie viel Kameras oder Objektive kosten, so kann man aus meiner Sicht mit dem Preisen gut leben. Und was hilft es, wenn ich mit der immer wieder neuesten Kamera die besten Aufnahmen mache, aber kein Geld investiere, um sie auszudrucken und zu zeigen!
Ich habe mich im letzten Jahr an der Unterkante des preismöglichem entlanggehangelt. Auch immer mal wieder mit kleineren Kompromissen. Nur mal so ungefähr-Zahlen pro Bild: Fine-Art-Druck 50x70cm 12€, Rahmen 35€, Drahtseil+Haken 3€= 50 Euro pro Bild. Und das Passepartout: gespart!
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen Galerie-Tripp geben. Vielleicht habt ihr ja jetzt auch Lust, ein paar tolle Fotos nicht mehr auf der Festplatte verschimmeln zu lassen, sondern sich über seine eigene Prints zu freuen.
3 Gedanken zu “Galerien – ein 50×70 Tripp”
Moin, Jürgen.
Schön, die Bilder ganz analog betrachten zu können. Und schön, solche Hintergrundinformation zu bekommen. Ich habe aber den Preis für Haken und Seil 3€ – 50 € nicht ganz verstanden. 50 EUR für eine Bildaufhängung? Ergänzend möchte ich noch auf das Galerieschienensystem hinweisen, in denen die Drähte wunderbar an ihren Platz geschoben und ausgerichtet werden können. Das komplette Schienensystem inkl. Haken und Seile finde ich recht preiswert. Und, es bietet sich durchaus auch für Zuhause an. Kann man sogar noch mit Beleuchtung ergänzen. Nie wieder Nägel in die Wand hauen müssen und jederzeit an beliebiger Stelle etwas aufhängen können: simpel und genial.
Wirklich gute Bilderrahmen als Magnetrahmen ( wer die mal hatte, will keine anderen mehr ) sind Halbe-Rahmen aus Kirchen im Siegerland. Eine einmalige Anschaffung und vor allem Freude am Rahmen der Bilder.
Die Bilder mit den Turnschuhen finde ich immer wieder fa-Moos 🙂
Lieber Gruß
Kai
Hallo Kai,
50€ als Gesamtpreis für einen Print 50x70cm , einen Rahmen mit entspiegeltem Glas und das Seil mit Haken – all inclusive. Für ein Einzelbild würde ich wahrscheinlich mehr ausgeben wollen, aber wenn man eine größere Anzahl plant, macht sich jeder „Luxus“ gleich im Geldbeutel bemerkbar. Für die Seilabhänbung finde ich Leisten auch praktisch. Unsere Schaufensterrückwände im Laden sind aber von ihrer Konstruktion schon offen für alle möglichen Seile und Dekofäden.
Ich finde, dass jeder, der das noch nicht gemacht hat, eine Handvoll seiner besten Bilder in diesem oder ähnlichem Format ausdrucken lassen sollte. Prints sind soooo anders.
Wünsche Dir weiterhin schöne Entdeckungstouren – auch vor Deiner Haustür.
Jürgen