Gäbe es eine „Deppensteuer“, dann hätte der erste Besuch auf dem La Rhune teuer werden können.
Warum den ganzen Urlaub lang nur an der Küste bleiben? Einen Tag vor Abreise nach Südfrankreich kam die Idee auf, mal nach Fahrradtouren ins Inland zu suchen. Fasziniert von den Möglichkeiten packen wir neben den Fahrrädern noch ein wenig Ausrüstung incl. Helm ein.
Ziel = ja, den Weg geplant = nein
Erste Episode – der Aufstieg
Sieht doch toll aus. Ein schöner Wald und Wiesenweg. Mäßige Steigung, blauer Himmel, Sonnenschein. Das Ziel – der 905m hohe Berg La Rhune 20 km südlich von Biarritz- scheinbar schon in Griffweite. Und ich mit dem Fahrrad dazwischen.
Auf dem Weg zum Gipfel vorbei an alten Schutzhütten. Alles easy.
Leider habe ich den Hinweg nicht vorbereitet. Für die restlichen 300 Höhenmeter bis zum Gipfel gibt es nur eine Route – steinig, schmal und steil bergauf.
„..un vélo!“ höre ich dann ab und zu – besonders von kleineren Kindern, die ihr Erstaunen nicht so höflich unterdrücken wie die Erwachsenen, als ich mein Fahrrad auf die Schulter nahm und den Berg hochtrage.
Das MTB ist zum Glück sehr leicht. Leider nur ein kleiner Trost.
Aber von diesem Teil der (Tor)Tour habe ich nicht ein einziges Foto. Alles wirkt einfach, sonnig, grün und attraktiv. So leicht können die entstandenen Fotos die Erinnerung nachträglich in ein rosarotes, versöhnliches Bild rücken.
Alternative: Die Zahnradbahn
Manchen Gipfelstürmern meint man schon anzusehen, dass es noch einen bequemeren Weg nach oben geben muss.
In regelmäßigen Abständen kommt eine museale Zahnradbahn die große Steigung hochgekrochen und lädt einen großen Schwung Besucher aus.
Bei Bergfahrt kontrolliert eine Person die Strecke, während sich im Heck 2 weitere Mitarbeiter um die mit Drehstrom arbeitende Maschine kümmern. Und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8km/h.
6 von 8 Waggons wurden bereits 1912 bzw. 1914 gefertigt. Sie sind also schon seit über 100 Jahren in Betrieb!
Und das wichtigste und am meisten benutzte Hilfsmittel? Wahrscheinlich das Ölkännchen, das immer bereit steht.
Sehr schön ist auch die Internetseite der Bahn, incl. Drohnenflug über den Gipfel.
Zweite Episode des Nicht-Plans – die Abfahrt
Noch ein letzter Blick zurück auf den Gipfel und dann endlich wieder herunter.
Mir fiel auf, dass viele der frei umherlaufenden Pferde mit Glocken ausgestattet sind. Ich weiss nicht, ob die intelligenten Tiere damit einverstanden sind – um es mal vorsichtig auszudrücken.
Auf dem Rückweg wollte ich dann auf Nummer sicher gehen. Lieber den befestigten Schotterweg hinunter, der auch für Fahrzeuge geeignet ist. Auf keinen Fall Fahrrad wieder herunter tragen!
Unten angekommen stelle ich aber fest, dass ich nun nicht mehr in Frankreich, sondern bereits weiter südlich in Spanien bin.
Wieder Zeit für eine Deppensteuer!
Also einen Weg zur Küste nach Irun suchen und am Atlantik wieder hoch nach Biarritz. Deutlich mehr Kilometer als geplant – aber so lernt man zusätzlich Orte an der Küste kennen. Ein Trost!
Fazit: Nur nicht den Kopf in den Sand stecken. Irgendwo gibt es immer einen Weg. Auch wenn es nicht der einfachste ist.
La Rhune – die zweite
Der Vollständigkeit halber noch ein paar Bilder von einer zweiten Tour. Dieses Mal aber mit Jeroen, einem holländischen leidenschaftlichen MTB-Fahrer.
Jeroen ist in dieser Gegend schon seit Jahren unterwegs und führte uns über schmale Pfade an sehenswerten Stellen vorbei zum Gipfel.
Gern hätte ich noch mehr Fotos von Flußdurchfahrten und sehr engen traumhaft schönen Passagen gezeigt. Die Strecken waren aber zum Teil so anspruchsvoll, dass ich meine Kamera nicht so einfach am Arm baumeln lassen wollte.
Und zum Schluß
…noch einmal zurück zum unorthodoxen Aufstieg und der Abfahrt in die falsche Richtung.
Zum Schluss noch ein tröstliches Bild aus der Natur: auch der größte Sch… ist in Wirklichkeit nur die Basis für Neues.