Habt Ihr Euch schon mal mit den „Regeln“ beschäftigt, wie Eure Kamera bei schneller Bewegung scharf stellen soll – und worauf? Fuji hat für viele seiner Kameras ein eigenes Untermenü zum Thema Autofocus. So auch bei der X-T2.
Nach Pictogram oder im Expertenmodus
Ich gehe hier auch nicht in die Details. Nehmt mal eure Kamera in die Hand und klickt Euch da in Ruhe durch. Überseht dabei nicht die Wahlmöglichkeit Nummer 6: den Custom-Modus. Eigene Definitionen für „Verfolgungsgeschwindigkeit“, „Zonenbereichsumschaltung“ und „Geschwindigkeitsverfolgungsempfindlichkeit“ (was für ein Wort!)
Das muss jeder mal für sich ausprobieren. Jede Aufnahmesituation, jeder Standort hat seine Besonderheit. Zum Testen ist es vielleicht keine gute Idee, sich an eine Schnellstraße zu stellen und jedes Auto mit der Kamera zu verfolgen. Aber dazu gibt es gerade bei sportlichen Events reichlich Alternativen. Was verändert sich, wie funktioniert es.
Für mich ist das ganze Lernen ein gutes Argument, nicht alle paar Monate von einem Body zum nächst neuerem zu wechseln. Noch gravierender wäre es, wenn man regelmäßig einen Systemwechsel zu anderen Marken umsetzt. Dazulernen, sich mit seinen eigenen Gadgets beschäftigen statt wieder shoppen gehen.
Selbsternannte „Experten“
Mir fällt auf, wie dünn die Expertise bei erfolgreichen Youtubern ist. Schnell mal ein Filmchen mit Pseudoinhalt ins Netz stellen und so tun, als wenn man alles wüsste. Cool und mit Überzeugung dargestellt. Gerade die oben angeschnittenen vielfältigen Autofocus-Einstellungen erfordern aber mehr.
Der Druck nach immer neuen Themen überfordert manche anscheinend sehr. Wer dazu ein Beispiel benötigt: Jared Polin und sein Unboxing des XF90mm. Er gehört sicher zu den Schlauen – besonders für Nikon. Kameras von Fuji und insbesondere das XF90mm versteht er aber definitiv nicht! Wer den ganzen Film nicht erträgt, kann auch gern bei 2:48 einsteigen… . Ich würde nebenbei gern wissen, wie er die Kamera so einstellen konnte, dass sich nicht richtig funktioniert.
Focusbeispiel Tour de France
Ein definitv guter Test für Leistung und Einstellung sind Profis der Tour de France, die auf einem recht geraden Teilstück mit ca. 40 km/h auf mich zukommen. Als Objektiv das XF90mm drauf und mit Blende 2.8 ziemlich weit offen. Die beim Näherkommen immer stärker abnehmende Tiefenschärfe kann man in den ersten Bildern prima auf dem Asphalt verfolgen. Wenn ein Kamerasystem große Probleme mit dem Autofocus hätte, dann in einer solchen Situation.
Hier beispielhaft eine der Sequenzen. Unbearbeitet, ganz so, wie sie – bei 9 Bildern pro Sekunde – aus der Kamera kam:
Zur Zusammenfassung: diese 8 Fotos wurden in weniger als 1 Sekunde aufgenommen. Der Autofocus hat bei einem Bild eine 1/10 sec „verschlafen“. Aber mal ehrlich: was will man mehr?
Fand das letzte Foto der Reihe hier am besten. Mein mit Silvereffex bearbeitetes und freigestelltes Ergebnisbild sieht so aus:
Bei dieser Art der „Motiv-Verfolgung“ stellte sich übrigens heraus, dass es sinnvoll war, das Ziel schon mal mit halb-gedrückten Auslöser 2-3 sec. vorher zu verfolgen. Für plötzlich auftauchende Motive wäre das natürlich nicht möglich – aber dann wäre die Voreinstellung ja auch anders zu wählen.
Muss man Fuji haben?
Nein, aber… . Alle führenden Systeme von Canon, Nikon, Sony, Leica, Fuji, Olympus und Panasonic sind gut! Sonst könnte sich bei dem aktuellen Wettbewerb keiner auf diesem Markt behaupten.
Ich sehe für mich die größte Herausforderung in den 20cm hinter der Kamera. Da versteckt sich die größte Unwägbarkeit des ganzen Systems – ich selbst. Da kann auch der genialste Kamerabauer nichts ändern. Der bietet dafür auch leider kein Firmwareupdate an.
Shame on You, Jared! Es reicht nicht, an einem Objektiv zu riechen …und es dann noch anzulecken. Lerne zu verstehen, wovon du sprichst.