Konzert in der Jubilate-Kirche Bonneberg
Eines Tages kam Claudia Deutschmann zu Besuch und fragte, ob ich mal ein paar Fotos von einem Konzert in Vlotho machen könnte. Als sie mir von dem neuen acapella-Projekt „Spread Voice“ erzählte wurde ich neugierig und dachte: diesen Hörgenuss will ich mir nicht entgehen lassen – und eine Kamera kann ich ja nebenbei mitbringen…
Für ein einmaliges A Cappella Projekt arrangierte ihr Mann Gunnar eine unnachahmliche Mixtur aus Pop, Jazz, Swing und Klassik. Durch große Erfahrung in der A-Capella-Szene (u.a. Ensemble „Jacqueline Kroll“) schaffte er es, nicht nur einfach ein paar Melodien für vier Gesangsstimmen umzuschreiben. Er verknüpfte scheinbar gegensätzliche Werke von Komponisten wie Herbie Hancock und Carl Orff zu einem einzigen parallelen Hörgenuss.
Zur Technik: hatte Blende 2.0 gewählt, um Gunnar „freizustellen“, also die anderen Sänger(in) in die Unschärfe zu bringen. Mit dem Profil hat das prima geklappt. Nächstes Mal sollte ich aber 2.8 nehmen, damit wenigstens sein Ohr noch scharf drauf ist… . Auf die Entfernung ist die Tiefenschärfe wahnsinnig gering.
In einer Überleitung liess der Pianist Eckhard Wiemann seine Lehrtätigkeit an der Universität Paderborn erkennen. Mit seinen Erläuterungen eines einzelnen dissonant klingenden Vierklangs konnte auch ein Laie einen kleinen Einblick in die Komplexität der Stücke haben.
Als Mezzosopran konnte die Gruppe die Holländerin Mylène Kroon gewinnen. Neben dem Interesse für Klassik (Oper/Oratorium) spürte man, das ihre zweite Leidenschaft die Jazzmusik ist.
Fotografisch waren übrigens alle Solisten eine große Herausforderung. Ein wichtiger Teil des Klanges wird ja durch die Lippen gebildet. Sie werden beim Gesang permanent verformt, um klanglich Perfektion zu erreichen. Und Profis dieser internationalen Klasse sind wahre Lippen-Akrobaten. Auf Bildern werden diese dynamisch zum Ton sich entwickelnden Mundformen dann so“eingefroren“, wie es der Ton benötigt – in jeder Stellung. Egal, ob das gut aussieht oder nicht. Und diese Stellung ist definitiv nicht antizipierbar. Das einzige, das hier hilft ist: genügend Bilder machen und aussortieren.
Zur Objektivwahl
Nun wird es Zeit, noch ein wenig über die Technik zu sprechen. Im Nachhinein wunderte ich mich mal wieder, wie oft das 90mm zum Einsatz kam (auf Kleinbild umgerechnet 135mm). Obwohl die Bühne als Fotograf sehr gut erreichbar war, wollte man bei der Aufnahme das Publikum nicht zu sehr ablenken. Für mich ist diese Brennweite inzwischen unverzichtbar geworden
Für Bilder aus der ersten Reihe kam auch das 14mm wieder zum Einsatz. Durch die Mittenbetonung und die Sängerposition arbeitet das Objektiv Gunnar sehr zentral heraus.
Das wichtigeste Element des Fotografen – das Licht!
Das Licht bei solchen Konzerten ist – wie immer – eine Herausforderung. Deshalb lohnt es sich immer, schon vorher hier einmal genau hinzuschauen. Es beruhigte mich, dass vier „alte“ Flutlichtstrahler ein warmes Grundlicht mit einem ausgewogenem Lichtspektrum verbreiteten. Seitlich waren zusätzlich LED-Strahler angeordnet. Da habe ich doch sehr unterschiedliche Erfahrungen mit. Manchmal fehlen bei diesen einzelne Farbbereiche, die auch nicht mehr nachträglich korrigiert werden können.
Das Konzert begann ausserdem mit viel Tageslicht durch die großen Kirchenfenster. Zu Beginn des zweiten Teiles war draussen schon Dunkelheit eingekehrt und das Kunstlicht leuchtete die Bühne konkurrenzlos aus.
In der Nachbearbeitung musste ich feststellen, dass die Kamera bei der Interpretation der Lichtsituation zu magenta-lastig entschieden hatte. Das liess sich dank Lightroom und RAW aber schnell korrigieren.
Thilo Himstedt an der Trommel – neben dem Gesang auch an Instrumenten interessiert . Es war für mich spannend zu erfahren, dass er auch auf dem Gebiet der Reinen Stimmung forscht. Es geht um die Entwicklung einer dynamsich umstimmbaren Pfeifenorgel zur Erweiterung der harmonischen Möglichkeiten der Musik.
Zitat aus dem Programmheft: „Der Paderborner Konzertpianist Eckhard Wiemann glänzt nicht nur durch seine klassische Virtuosität, sondern erweist sich auch als perfekter Partner der Sänger durch seine Stilsicherhiet und seinen mitreißenden Groove.“
Stimmt. Und passend zu dem Medley aus ABBA-Songs trug er auch eine gehäkelte Kappe mit Blümchen. Klasse!
Und wie immer die Frage: in Bunt oder in einfarbig?
Gestik und Mimik wirken in SW deutlich dominanter. Und auch alles so ein wenig „arty“ – künstlerischer. Es kommt wie so oft wieder einmal darauf an, wofür man die Bilder später verwenden möchte und wer sie betrachten wird. Macht Euch am besten selber ein Bild vom Unterschied! Dazu habe ich alle Fotos in einer zweiten Übersicht in sw exportiert.
2 Gedanken zu “Spread Voice – acappella der Spitzenklasse”
Schöner Text und tolle Bilder von dem Abend. Die Stimmung ist echt gut eingefangen. Für mich sind die farbigen Fotos der Favorit, da hier durch die warmen Farben und das Licht die Stimmung besser herüber kommt.
Bei den schwarz weiß Fotos ist der Fokus viel stärker auf den einzelnen Personen und der Mimik, dafür weniger auf der Stimmung.
Viele Grüße
Marcel