„Mach mal keinen Hermann…“ sagt man bei uns, wenn ein Ereignis aus eigener Sicht nicht so bedeutend ist. Wie wär´s denn mit nem Willem?
Lust auf einen Ausflug?
Wie wäre es mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal? Nach mehreren Artikeln über das Hermannsdenkmal bei Detmold wird es Zeit, diesen Block etwas besser auszubalancieren. Denn neben dem Monument im Teutoburger Wald gibt es ja noch ein anderes in der Nähe bei Porta Westfalica. So quasi vor der Haustür. Ein gutes Ziel für einen Ausflug – auch wenn man einiges beachten sollte.

Eine segnende Geste – ein „Heiliger“ der Mobilität?
Statistisch erntet dieses Denkmal die meisten Blicke als „Begleiter“ der Autobahn A2. Aber hilft diese „segnende“ Geste Kaiser Wilhelms, wie sie wohlwollend interpretiert wird, den Autofahrern auf einer der meistgenutzten Asphaltpisten? Wohl kaum. Es gibt in Deutschland nur wenige andere Autobahnabschnitte, auf denen so viele Unfälle passieren wie hier.
Vielleicht versteht man die Geste auch besser aus der Historie. Bei der Planung 1889 galt die Sichtbarkeit von der Eisenbahn noch als wichtiges Argument für die Standortwahl. Damals war ja die Eisenbahn der Inbegriff des Fortschrittes und ein Ausdruck menschlicher Schaffenskraft.
Ok, ok… auch diese Variante scheint nicht wirklich zu passen. Die Bahn hat zu Füßen des Kaisers ständig mit Unpünktlichkeit zu kämpfen.
Mein Fazit und Vorschlag: Als eine Art „Heiliger Vater der Mobilität“ taugt der Kaiser mit seinem Denkmal nicht. Wenn Wilhelm Lust hätte, könnte er seinen Arm gern wieder runter nehmen. Würde wohl an der allgemeinen Situation im Umfeld nur wenig ändern.
Seit Umgestaltung Besuchermagnet
Über Jahre glich das Umfeld des Denkmals einer einzigen Großbaustelle. Die Standfestigkeit musste durch aufwändige Maßnahmen gesichert werden und ein neuer Gastronomie- und Ausstellungsteil wurde zu Füßen des Kaisers eingepasst.

Mit zunehmendem Besucheraufkommen hat sich aber auch an der Erreichbarkeit einiges verändert. Mal so eben mit dem Auto von der A2 runterfahren und zum Denkmal hoch? Das geht – zumindest an Sonn- und Feiertagen – nicht mehr so einfach. Da kann es sein, dass man keinen der (ziemlich) gebührenpflichtigen Parkplätze auf dem Berg mehr bekommt, sondern per Bus-Shuttle hochtransportiert werden muss.
Und mit dem Fahrrad hoch? Wer an der Weser entlang kommt, muss von dort aus über ein paar Serpentinen ca. 150 hm überwinden. Das lässt sich für viele sicher gut erreichen – und auch so mancher stolzer Besitzer von elektrisch unterstützten Fahrrädern wird sich über die Herausforderung freuen können. Leider gibt es für Fahrradfahrer keine eigene Spur und die Straße ist nicht allzu breit. Ich hoffe, dass hier wegen der Beliebtheit irgendwann eine Alternative gebaut wird. Aber es gibt doch auch so schon nichts schöneres, als sich hoch zu arbeiten, die Aussicht zu geniessen und sich auf die kommende Abfahrt zu freuen!
Abschluss der „Altglas“-Serie
Dieser Artikel basiert noch einmal auf Fotos mit den alten Linsen – dann soll es auch erst einmal gut damit sein. Meine Quintessenz aus diesen Aufnahmen ist ganz einfach. Altes Glas macht oft prima Fotos und….

Ja, das ist wohl das Wichtigste: durch dieses „teil-„analoge Focussieren und Benden-Einstellen bekommt man wieder ein ganz anderes Gefühl für den Prozess der Aufnahme. Manches verlangsamt sich, manches muss man wieder bewusst ausführen. Es fühlt sich gut an.


Die Ausstellung

So ganz groß ist die nicht ausgeschildert. Wenn man auf dem großen Platz vor dem Denkmal die Stufen zum Restaurant hinunter steigt, dann kann man dort eine schöne Dokumentation finden. Für mich ist das eine sehr positive Ergänzung zu den großen imposanten, aber stummen Steinen.

An der Struktur eines solchen Monumentalbaues ändert sich natürlich nichts. Aber der Vergleich zu manch ähnlichem Bauwerk rund um den Globus gibt es aber einen großen Unterschied. Der Protagonist auf dem Sockel wird nicht (mehr) heldenhaft verehrt. Das ist auf der Welt viel zu oft anders.

Lohnt sich Wilhelm als Fotomotiv?

Denkmäler fotografieren ist aus meiner Sicht schon eine etwas komische Sache – besonders diese spätwilhelmische Art im Zyklopenstil. Meist sind sie mehr monumental als fotogen. Die Ausstrahlung, die bei der Planung gewollt war, passt nicht zu unserem heutigen Lebensgefühl. Das lässt sich auch durch alternative Perspektiven mit der Kamera kaum uminterpretieren. Ein bisschen kann man es noch aufhübschen. Durch eine pittoreske Wolkendecke oder durch einen Sonnenuntergang, oder.. oder.
Aber da sind wir schon wieder bei einer großen Zahl von „oders“.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal hat übrigens noch etwas anderes witziges aufzuweisen. Normalerweise sollte ein Bauwerk, das von vielen Seiten zu sehen ist, auch von jeder Perspektiven gleich gut aussehen. Aber beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist das nur sehr sporadisch gelungen. Viel zu oft versteckt sich der Protagonist hinter einer der massiven Säulen. Wir kennen das schon nicht mehr anders. Aber aus meiner Sicht ist das eine Fehlplanung. Eine offenere Variante, so Hermannsdenkmal-mäßig, würde da von der Ferne aus vorteilhafter wirken.
Und würden den Kaiser Wilhelm nicht so oft im Schatten stehen lassen.
Wann ist es am schönsten?
Wer das Denkmal ganz anders erleben möchte, der sollte den Kaiser an einem warmen Sommerabend besuchen. Sich zum Sonnenuntergang auf die noch sonnenerwärmten Stufen setzen und den herrlichen Ausblick geniessen. Mit oder auch ohne Kamera.
Ein Gedanke zu “Frühling am Kaiser-Wilhelm-Denkmal”
Lieber Jürgen,
da schwelge ich in Erinnerungen. Als Kind habe ich dieses Denkmal zum ersten Mal gesehen, als meine Schwester die Mailche für ein Jahr besuchte. Hier würde ich einmal leben wollen, denn ab sofort liebte ich dieses Denkmal. In der Tat ergab es sich dann, in Minden eine Zeit lang zu leben und unzählige Male bin ich hier her gefahren, bin lange spazieren gegangen, habe ich an eine der Säulen gesetzt und über das Tal geschaut. Habe den Kaiser immer wieder ein wenig ehrfürchtig angesehen.
Bei jeder der Autobahnfahrten wandert noch heute mein Blick zu diesem Denkmal udn es ist und bleibt mein Lieblingsdenkmal.
Nur war ich im letzten Jahr so enttäuscht, gar keine Chance zu haben, wieder an diesen für mich besonderen Ort zurück zu kehren. Menschenmassen pilgerten hierher und traurig bin ich wieder fortgefahren. Irgendwann mag ich wieder hier sein, vielleicht den beiden Mädels lauschen, die am Abend hier sitzen und Gitarre spielen, und vielleicht noch einmal einen Moment finden, in dem genau dieses Denkmal die Ruhe und Gelassenheit von einst ausstrahlt.
Danke für die kleine Erinnerungsreise