Manche Orte haben erstaunlich viele Facetten – und ein paar Bilder mehr…
Sandstrand bis zum Horizont
Seid ihr – zum Beispiel bei Google maps – mal virtuell über Polens Ostseeküste geflogen? Sandstrand bis zum abwinken! Hier und da gibt es ein paar kleine Besonderheiten, doch wir entschieden uns, nur einen der vielen bekannten Orte anzusteuern. Und wenn man Ostseetourismus pur sucht, dann ist Łeba eine der ersten Adressen. Hier trifft alles aufeinander.
Tourismus in Reinform
Irgendwie haben sich diese (reinen) Ferienorte mindestens Europaweit angenähert. Es gibt da ein paar einzelne Ausnahmen, wo durch eine alternative Marketingstrategie individuelle Gruppen angesprochen werden sollen.
Łeba erinnerte mich an viele Orte entlang der französischen südlichen Atlantikküste. Leichter, einfacher Freizeitspaß und eine große Vielfalt billiger Plastikwegwerfprodukte.
Unmengen von Fastfood mit mördergroßen Portionen – das war aus meiner Sicht aber dann doch schon ein großer Unterschied zum südlichen Frankreich. Und während so manche „Barbie“ ihre Figur halten konnte, schien „Ken“ brav seine Portionen aufzuessen.
Das Jahr der Robbe? Überall waren sie zu sehen und irgendwie sehr praktisch – zum Beispiel als Nackenrolle am Strand..
Ach ja, noch ein paar Worte zur Infrastruktur. In Łeba wird gebaut, die Hafenanlage, die Fußgängerzone etc. Ich bin sicher, dass man diesen Ort in wenigen Jahren nicht mehr wiedererkennen wird. Im Bereich gewisser Grundbedürfnisse sah das noch etwas sehr provisorisch aus und es fehlte 2019 noch eine ausreichende Flächenabdeckung:
Amusement auf dem Wasser
Speedboot oder Piratenschiff? Das waren die beiden wichtigsten Erlebnismöglichkeiten auf dem Wasser, regelmäßig Tag für Tag, vom vormittag bis zum Sonnenuntergang. Schon nach kurzem Aufenthalt in Łeba lernt man den Ablauf kennen. Man sieht in die erwartungsvollen Gesichter beim Ausfahren des Speedbootes genauso regelmäßig wie den als Pirat gekleideten Stimmungsmacher auf Deck des zum Piratenschiff mutierten Kutters.
Kutter hin, Kutter her. Als Silhouette im Sonnenuntergang finde ich ihn sehr ansehnlich. Man kann sich so ein bisschen das Mittelalter vorstellen, als ähnliche, aber hochseetaugliche Schiffe den sicheren Hafen verliessen.
Abends am Strand
Alle paar Jahre wechselt das Plastikspielzeug an den Stränden der Welt. Mal sind es aufblasbare Baseballschläger, mal Wackelohren. In Łeba verkaufte man diese fliegenden Lampions. Fliegender Sondermüll mit Option zum Waldabfackeln.
Es war aber ein sehr großer Spaß, bei den Versuchen zuzuschauen. Das Spielzeug war neben seiner billigen Produktionsweise zusätzlich nicht windtauglich. Und klasse als Fotomotiv inclusive explodierenden ISO-Werten… . Straßenhändler verkauften dieses Strandspielzeug an windigen Tagen mit einem leichten Lächeln und ohne nützliche Hinweise. Sehr wahrscheinlich wussten sie, wenn der Wind viel zu stark war. So tickt die Welt.
Ein Rest Ursprünglichkeit
Und hier fängt ein besonders liebenswerter Teil über Łeba an. Denn wenn Ihr frischen Fisch mögt, dann kommt ihr am Morgen voll auf eure Kosten. Mehrere kleine Fischerboote kommen mit ihrer fangfrischen Ware an die Kaimauern und verkaufen direkt aus ihren Netzen. Frischer geht es nicht.
Geräuchertes findet man auch an mehreren Stellen. Etwas für Geniesser.
Rezerwat przyrody Mierzeja Sarbska
Warum wir unser Zelt in Łeba aufgeschlagen haben? Es hat genau zwei Gründe, die diesen Ort besonders machen: Naturschutzgebiete! Zwei Stück!
Im Osten Łebas beginnt ein bewaldetes Gebiet mit Binnenseen entlang der Ostsee. Man kann hier stundenlang wandern. Offiziell geht hier der Eurovelo 10 Ostseeküstenweg entlang (mybike). Ganz ehrlich: diese Strecke ist für Tourenräder nicht geeignet. Mountainbiker haben hier ihre Freude, aber die Mischung aus Wurzelwerk, Sandbunkern und umgestürzten Bäumen macht auf langen Strecken mit Gepäck keine Freude.
Schilfbewachsene Ufer wechseln sich ab mit naturbelassenen Wäldern. In einem Bereich war der Boden dicht mit saftgrünen Büschen bewachsen. Sahr richtig toll aus.
Als Ziel von Łeba aus kann man einen Leuchtturm anpeilen und auch darin hochsteigen. Im folgendem Bild sieht der etwas schief aus. Ist nicht das Bild – der IST schief! Da hat wohl im laufe der vielen Jahrzehnte der Sand etwas nachgegeben.
Ungeachtet der leichten Schieflage darf man sein Treppenhaus hochklettern. Zunächst eine Stahlkonstruktion, doch im oberen Teil wechselt es zu einem liebevoll gestrichenen Holzbau.
Ein Überblick hat ja immer etwas besonderes. Der Blick von diesem Leuchtturm auch: Man sieht, wie dicht der Wald bis zum Horizont reicht. Ist doch ein Unterschied zu Grömitz oder Timmendorfer Strand….
Słowiński National Park – auf dem Weg zur Düne
Und der schönste Teil am Rande Łebas zum Schluss: die Dünenlandschaft. Nach ungefähr 7 km Strandwanderung oder auch bequemer Anreise mit Elektrobussen oder Fahrrädern im Inland kommt man zu großen Wanderdünen. Wenn Euch die Füße tragen, würde ich unbedingt mindestens den Rückweg am Strand entlang wählen.
Man kann hier an der Küste sehen, wie das Land abgetragen wird und die angrenzenden Bäume ihren Halt verlieren.
Und während den Bäumen am Strand der Boden unter den Wurzeln weggeweht wird, versinken sie im Inland unter dem Ansturm der kleinen Körner.
Ich würde ja gern noch ein paar kluge Worte zu den Dünen, ihrem Verlauf und so hier schreiben, doch am besten ist das auf der Seite des Nationalparks erklärt. Falls ihr mal für Smalltalk mit Fachbegriffen glänzen wollt, kann ich euch die Seite empfehlen. Barchane werden zu Bogendünen, sie unterscheiden sich durch Aussehen und Genese. Aha.
Eine Reise wert?
Nach einer so langen Bilderstrecke stellt ihr euch sicher die Frage, ob man nach Łeba fahren sollte. Uns haben die Nationalparks gefallen, von denen es in Polen übrigens einige gibt.
Vielleicht erklärt das Bild von der Kirmes im Ort so einiges. Beibt man im Ort gefangen, dann muss man diese krasse Ferienortstruktur entweder mögen oder ertragen. Kann man seinen eigenen Käfig öffnen, ist man mobil und liebt es, stundenlang am Strand entlang zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren, so kann man auch ein völlig anderes Łeba erfahren.
Hängt also ganz von euch ab….
Halt. Stopp. Moment. Man kann eine Fotostory nicht mit einem Affen im Käfig beenden. Geht nicht! Auch wenn ich es gut finde…. Etwas langweiligeres gefällig? Hätte noch eine Alternative. Soll jetzt am Ende auf ein Foto mehr oder weniger auch nicht ankommen…
3 Gedanken zu “Łeba – an Polens Ostseestrand”
Der Affe im Käfig erinnert mich irgendwie an Wohnmobilisten 🙂 Mit ihren immer größeren Kisten nehmen sie immer mehr von zuhause mit, um vor Ort gar nicht mehr aussteigen zu müssen. Zum Glück haben sie drehbare Sessel und eine Schüssel auf dem Dach und können dann heimatliches Fernsehen empfangen.
Lebe würde mir wohl nicht gefallen, zumindest nicht in der Hauptsaison. Und unvorstellbar, dass entlang der Küsten immer noch so viel Plastikmüll verkauft wird- unvorstellbar! Wann wachen wir endlich auf?
Aber die Natur, diese Weite, die ist ein Traum und , ach ich wünsche mir Jahre extra, um ein bisschen mehr von den wunderbaren Orten in Europa zu sehen.
Lohnt sich eine Reise nach Polen?
Nach Deinen Bildern zu urteilen: JA!
Wir sind das 5. Mal in Leba, 2 x Durchreise und 3 x Camping mit Wohnwagen und Enkel.
Uns gefällt, dass es viele Möglichkeiten für Kinder
Gibt. Es ist sauber und schön bepflanzt.
Dem Touri-Gewühle am Strand entgehen wir indem wir ein Stück mit dem Rad fahren
Uns gefällt es super hier.