Wer oder was ist Masuren? Ist das eine App? Kann man das runterladen?
Ein Vorwort nur zur Einordnung. Jede Generation hat zu dieser schönen Gegend im Nordosten Polens eine andere Wahrnehmung oder Geschichte.
Während jüngeren Menschen der Landstrich wohl kaum noch etwas sagt, hörten die (heute) Älteren von den ganz Alten ab und zu davon. Schriftsteller wie Siegfried Lenz („so zärtlich war Suleyken“) liessen in den Köpfen der Schüler ein Bild entstehen.
Und mit diesen ersten drei Fotos möchte ich euch zeigen, wie mein Bild von Masuren geprägt wurde: große, fast menschenleere Weiten, viel Natur, kleine Bauernhöfe und (hier nicht darstellbar) ein kontinentales Winterklima.
Erholungsgebiet
Das heutige Masuren hat mit den Kindheitserinnerungen nur noch wenig gemeinsam. Es ist in den zentralen Regionen ein naturorientertes Feriengebiet mit großen intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen geworden.
Zum Glück ist die Fläche so weitläufig und die Seenanzahl so groß, dass es auch im Sommer reichlich stille, einsame Winkel gibt. Beim Blick auf eine Landkarte wird es „nördlicher“ und „östlicher“ der zentralen Seen deutlich uriger. Vielleicht findet man hier „sein“ Masuren. Und ausserhalb der Sommerferienmonate werden auch die bevorzugten Reiseziele sicher sehr schnell zu ruhigen und entspannenden Orten.
Wir hatten unsere Fahrräder dabei und freuten uns über mehrere Radtouren. Einfach entspannt, so durch die Gegend zu fahren. Und gerade, wenn es davon so viel gibt.
Ein bisschen sollte man in der Planung der Touren aufpassen. Richtig stark befahrene Hauptachsen sind noch ohne Fahrradweg. Hier kann man sich durch die vielen Lastwagen leicht bedrängt fühlen. Und einige ländliche Wege sind sehr schottrig oder sogar sandiger Struktur. Ein robustes Fahrrad hat da Vorteile.
Diese Anmerkungen sollte aber niemanden abhalten. Fahrradfahren in Masuren ist klasse!
Kennt ihr das auch, wenn ihr irgendwo seid und denkt, das sieht hier doch aus wie da oder da. Der Vergleich des Neuen mit bekannten Zielen?
Uns ging es in Masuren ähnlich. Manchmal sah es so aus wie unser benachbartes Lipperland. Und an den Seen wie die Mecklenburger Seenplatte. So richtig spektakulär, so richtig fremd wirkte es nicht. Aber alles ein ganze Stück größer, weitläufiger. Und es gab auch noch genug Platz für lockere Brachflächen.
Voller Geschichte
Im ersten und zweiten Weltkrieg wurde Masuren zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Man findet immer wieder Spuren.
Für mich erwähnenswert: Wir kamen an einem alten (deutschen) Friedhof vorbei – das eiserne Eingangstor mit deutschem Bibelspruch. Die Inschriften der alten Gräber waren vor langer Zeit zerstört worden. Bei ein paar Fragmenten, in denen der Heldentod deutscher Soldaten herorisiert wird, kann man das verstehen. In den letzten Jahren wurde dieser verlassene Friedhof wieder aktiviert. Wir sahen neue Gräber.
Für mich war das ein Symbol von Versöhnung. Wer hier seine Angehörigen beerdigt, der hat verstanden, dass Leben und Tod doch etwas größeres haben, als uns Nationalisten oder Kriegshetzer weiss machen wollen.
In Masuren kann man auch Bunker der „Wolfsschanze“ und der Heeresleitung besichtigen. Für mich ein ganz eigenes Kapitel. Erzähl ich später mal drüber.
Sportbootschifffahrt
Das „andere“, das „neue“ Masuren ist auch das Masuren der Sportboote und Segelschiffe. An schönen Tagen sind die großen Seen voll davon. Und auf den Verbindungskanälen zwischen ihnen geht es zu wie auf einer Autobahn- aber natürlich alles viel gemächlicher und stiller!
Man kann sich – führerscheinfrei – Boote für eine mehrtägige Tour ausleihen. Abends suchte eines von ihnen in Rydzewo einen Ankerplatz am Steg. Und da war es schon wieder – das Einhorn.
Glamping
Das schönste an den Masurischen Seen ist, das es selbst in der Hochsaison ausreichend Campingplätze gibt. Und mit etwas Glück mit unverbautem Seeblick.
Etwas seltsam für uns das Angebot in Rydzewo. Der alteingesessene Camping Echo randvoll und eng gestellt voller Wohnmobile und Caravans. Massig und gute Google-Rezensionen im Netz. Direkt daneben ein neuer – Camping Rydzewo. Einfach, sauber, schlicht mit einer der besten warmen Duschen, die ich von Campingplätzen kenne. Gemanaged von einer engagierten Frau. Abends Lagerfeuer.
Hier war es deutlich entspannter. Und unser Pfad abseits vom Mainstream wurde sogar noch mit einem schönen Stellplatz mit Seeblick belohnt:
2 Gedanken zu “An der masurischen Seenplatte”
Oh wie schön. Jetzt sehe ich endlich mal Euren T4. Gibt einfach wenig Schöneres als Urlaub mit dem Bulli. Und ja, die Plätze ohne die fetten Wohnmobile, die mittlerweile echt zur Plage werden, sind rar und finden sich vor allem dort, wo man sie kaum vermutet.
Schöne Landschaft, die Ihr Euch ausgesucht habt. Hoffentlich bleibt sie noch ein wenig vor Instgram verschont, sonst sind Deine Aufnahmen bald historisch und man baut einen Storchenstreichelpark….
Tolle Aufnahmen.
Lieber Gruß von Kai